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Angelika Trabert als Ärztin in Guinea
Auf dem Pferd ist Angelika Trabert die erfolgreiche Reiterin und mehrfache Medaillengewinnerin bei den Paralympics. Abseits des Sports ist sie hingegen Dr. Trabert. Als Anästhesistin arbeitet sie in der Regel in Frankfurt, jedoch zieht es die 49-jährige Frankfurterin immer wieder nach Guinea – so auch in diesem Jahr. Im Februar reiste sie zum insgesamt vierten Mal mit der Organisation „Mango e.V.“ für medizinische Einsätze in das westafrikanische Land. Als Medizinerin mit Behinderung verkörpert sie dabei viel Hoffnung für Menschen mit Handicap in Guinea.
„Für viele Einwohner ist es unvorstellbar, dass jemand ohne Beine und im Rollstuhl sitzend als Arzt arbeitet. Umso mehr Respekt erhalte ich von diesen Menschen vor Ort“, berichtet Trabert. Die 49-Jährige ist mit einer Dysmelie beider Beine und einer Fehlbildung an der rechten Hand auf die Welt gekommen.
Insgesamt zwölf Tage arbeitete sie bei dieser Reise als Anästhesistin bei über 60 Operationen mit. Die meisten Patienten, die sie in Guinea in Narkose versetzt, würden ohne das Ärzteteam keine angemessene Behandlung erhalten. „Der Großteil der Operationen behandelt Probleme mit der Schilddrüse oder Leistenbrüche. Aber auch um werdende Mütter haben wir uns gekümmert“, erklärt Trabert.
Als sie von einem Kollegen erstmals bezüglich eines Einsatzes angefragt wurde, hatte Trabert zunächst Bedenken. „Ich habe aber schließlich überlegt, dass es eine super Gelegenheit ist, der Gesellschaft etwas zurückzugeben und bedürftigen Menschen zu helfen. Guinea hat kein funktionierendes Gesundheitssystem, daher ist die Arbeit, die wir dort vor Ort leisten, sehr wichtig für die Menschen“, erklärt die Weltmeisterin in der Kür von 2010.
Das Ärzteteam nimmt während der Zeit in Guinea Reisen von bis zu zwei Tagen in abgelegene Regionen auf sich, um die Patienten zu behandeln. Auch wenn die Straßenverhältnisse sehr schlecht sind und es in der Regel gar keinen Bürgersteig gibt, findet die Frankfurterin immer wieder einen passenden Weg mit ihrem Rollstuhl. Angelika Trabert und das Land Guinea verbindet mittlerweile mehr als nur der medizinische Einsatz. Während ihrer ersten Reise verliebte sich die Reiterin und heiratete einen guineischen Sicherheitsbeauftragten. Zusammen mit ihm versucht sie ihr Engagement noch einen Schritt weiter zu bringen.
„Unser Ziel ist es, eine eigene Hilfsorganisation aufzubauen. Durch das Projekt ,Sundjata‘ sollen Menschen mit Behinderung mehr Chancen auf Bildung und Arbeit bekommen. In Guinea ist es erstmal wichtig, dass diese Menschen überhaupt Aufmerksamkeit in der Bevölkerung erhalten. Häufig werden sie mit ihrem Schicksal alleine gelassen und enden auf der Straße. Die Reisen in dieses Land zeigen mir immer wieder, wie gut es mir eigentlich geht“, berichtet Trabert.
Die 49-Jährige hat von Atlanta 1996 bis London 2012 als Reiterin an allen Paralympischen Spielen teilgenommen und gewann insgesamt sechs Medaillen. In Rio war sie als Betreuerin und zur Unterstützung des Teams dabei, da sie kein passendes Pferd hatte, um an den paralympischen Wettkämpfen teilzunehmen. Mittlerweile hat sie ein neues Pferd, jedoch lässt sie ihre sportliche Zukunft noch offen. „Die Entwicklung geht stetig voran und in meiner Startklasse ist die Konkurrenz so stark wie noch nie“, sagt Trabert, und fügt kämpferisch an: „Doch so einfach werde ich nicht aufgeben.“
Quelle: IPC / Ergänzungen DBS