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Para Judo-WM: „Alte Hasen“ und hoffnungsvolle Talente
„Wir kämpfen dort wirklich gerne“, sagt Bundestrainerin Carmen Bruckmann mit Blick auf die Para Judo-Weltmeisterschaften vom 8. bis 10. November in Baku (Aserbaidschan). Insgesamt sieben deutsche Athlet*innen wird die Bundestrainerin in die Zweikämpfe schicken, darunter neben „alten Hasen“ auch hoffnungsvolle junge Talente. Zudem geht es nicht nur um WM-Medaillen und gute Platzierungen, sondern es ist zugleich das erste Qualifikationsturnier für die Paralympics in Paris 2024.
Zwei der jungen Talente im deutschen WM-Aufgebot, der 22-jährige Lennart Sass und die 20-jährige Vanessa Wagner, haben mit der Silber- und Bronzemedaille bei den Europameisterschaften im September bereits aufhorchen lassen. Ebenso wie die 23-jährige Tabea Müller, die sich beim Weltcup in Kasachstan auf Rang zwei kämpfte. Für das junge Trio kann es in Baku durchaus um Edelmetall gehen. Doch auch für die erfahrenen Athlet*innen Ramona Brussig, Nikolai Kornhaß und Daniel-Rafael Goral kann es nur ein Ziel geben: eine WM-Medaille. Für den erst 17-jährigen Béla Heinze heißt es indessen, internationale Erfahrungen zu sammeln. „Ihn habe ich erst im Mai bei den Youth Games entdeckt. Die EM ist für ihn gut verlaufen, er gibt immer Vollgas. Von Béla werden wir bestimmt noch viel hören“, prognostiziert Carmen Bruckmann.
WM ist das erste Qualifikationsturnier für die Paralympics in Paris 2024
Neu im Para Judo ist seit dieser Saison eine Differenzierung der Startklassen in J1 (blind) bzw. J2 (sehbehindert). Allerdings führte dies auch zu einer Reduzierung der Gewichtsklassen, die zuvor das alleinige Kriterium für eine Einteilung waren, unabhängig vom Ausmaß der Sehbehinderung. „Jede zweite Gewichtsklasse wurde in diesem Zuge gestrichen“, erklärt die Bundestrainerin. Direkte Auswirkungen hat das vor allem auf die EM-Vierte Ramona Brussig, die bisher in der Gewichtsklasse bis 52 Kilogramm kämpfte und nun in der Gewichtsklasse bis 57 Kilogramm antritt. „Das heißt, dass sie durch entsprechendes Training ihre Kraft und ihr Körpergewicht erhöhen muss, um konkurrenzfähig zu bleiben“, sagt Bruckmann. Für alle anderen deutschen Athlet*innen bedeutet die Veränderung, dass sich das Feld der Starter*innen neu zusammensetzt. „Das Niveau bei den blinden Athlet*innen war bisher international noch nicht so hoch, viele Nationen fangen hier ganz neu an. Wir in Deutschland haben hingegen viele Blinde, die schon lange Judo machen“, sagt Carmen Bruckmann. Das allein sei aber noch lange keine Medaillen-Garantie, zumal gerade die jungen Judoka ihre Nervosität im Zaum halten müssen, um die volle Leistung abrufen zu können.
Das ist umso wichtiger, da die Para Judo-WM das erste Qualifikationsturnier für die Paralympics 2024 in Paris ist. Hier zeigen sich erstmals wieder alle Nationen, was angesichts der neuen Startklassen durchaus einige Überraschungen mit sich bringen könnte. Weitere wichtige Weltranglistenpunkte können die deutschen Para Judoka unter anderem bei den IBSA-Games 2023 sowie bei den Internationalen Deutschen Meisterschaften im Februar sammeln.
Doch jetzt heißt es erst einmal: voller Fokus auf die WM. Am 8. und 9. November geht es für das deutsche Team jeweils ab 10 Uhr Ortszeit (7 Uhr deutscher Zeit) auf die Matte. Die Finalentscheidungen folgen dann ab 16 Uhr Ortszeit (13 Uhr deutscher Zeit).
Weitere Informationen und den Zeitplan gibt es auf der Webseite des internationalen Verbandes. https://ibsasport.org/event/2022-ibsa-judo-world-championships/
Text: Heike Werner
Der deutsche WM-Kader im Überblick:
Ramona Brussig (45 / Leipzig / PSV Schwerin / J2, bis 57 kg), Daniel-Rafael Goral (22 / Hamburg / SSG Blista Marburg/ J2, bis 90 kg), Béla Bel Heinze (17 / Braunschweig / SSG Blista Marburg / J2, bis 73 kg), Nikolai Kornhaß (29 / Augsburg / 1. Mannheimer Judoclub / J2, bis 73 kg), Tabea Müller (23 / Aachen / SSG Blista Marburg/ J2, bis 48 kg), Lennart Sass (22 / Kiel / SSG Blista Marburg / J1, bis 73 kg), Vanessa Wagner (20 / Görlitz / SSG Blista Marburg / J1, bis 57 kg).
Quelle: Heike Werner