Aktuelles vom Judo
Judo-ID EM in Köln
In Köln hat sich die europäische Judo-ID Gemeinschaft für die zweiten Europameisterschaften versammelt. 120 Teilnehmerinnen und Teilnehmern aus 15 Nationen kämpften in der Domstadt um die begehrten Titel und Medaillen. Insgesamt acht Mal jubelten die deutschen Judoka mit intellektueller Beeinträchtigung über einen Europameistertitel.
Bei den Europameisterschaften, die von VG-Projekt organisiert und ausgerichtet wurden, wurde erstmals im Judo-ID Bereich in drei Startklassen gekämpft. Nach der Klassifizierung und ersten Trainingseinheiten traten am ersten Wettkampftag die Athlet*innen der Wettkampfklassen 2 und 3 in der Halle des ASV Köln auf die Matte.
In gleich fünf Gewichtsklassen ging der Europameistertitel an deutsche Athlet*innen. Carolin Anzinger (-48 Kilogramm / Bayern), Victoria Breidenstein (-78 Kilogramm / NRW), Angelina Salli (+78 Kilogramm / Niedersachsen), Christian Pallas (-60 Kilogramm / NRW) und Benedikt Tröger (-73 Kilogramm / Bayern) kämpften sich in Klasse zwei bis ganz oben aufs Treppchen. Besonders der Titel von Carolin Anzinger sorgte für große Freude, denn die Athletin mit Downsyndrom startet eigentlich in Wettkampfklasse 3. Da in ihrer Gewichtsklasse jedoch nur wenige Athlet*innen an den Start gingen, wurde die beiden Klassen zusammengelegt.
Sonntag gingen dann die Athleten der Wettkampfklasse 1 an den Start. Die Wettkämpfe erfolgten auf spürbar höherem Niveau. Hier zeigte sich besonders, dass es über den Begriff der geistigen Behinderung in Europa noch keinen einheitlichen Standard gibt. Während in Deutschland bisher verstärkt darauf geachtet wurde, dass ausschließlich Judoka mit einer klaren Zuordnung zu dieser Gruppe bei den Wettbewerben starten können, scheint der Begriff in anderen Ländern doch etwas großzügiger ausgelegt zu werden. Mitunter waren deutliche Kompetenzunterschiede in Bewegungen, Techniken, vor allem in Schnelligkeit und taktischem Verhalten zu beobachten. Das dokumentierten auch die Wettkampfzeiten, denn viele Begegnungen endeten schon nach wenigen Sekunden.
Auch in der Startklasse 1 jubelten die deutschen Fans über drei Europameister-Titel. Der wohl zurzeit stärkste deutsche ID-Judoka Samuel Dietz (-100 Kilogramm) aus Bayern gewann in der Klasse bis 100 Kilogramm. Ihm gelang es, ebenso wie Andrea Kuhne (+78 Kilogramm / NRW), die im letzten Jahr in London gewonnenen Titel zu verteidigen. Zudem wurde Stephanie Knopp (-52 Kilogramm / NRW) Europameisterin.
Von vielen Zuschauern und internationalen Trainern und Funktionären wurde die 2. Europameisterschaft im ID-Judo sehr gelobt. Durch das Organisationsteam wurde ein hoher Standard für folgende Veranstaltungen gesetzte. Die Vertreter*innen aus Russland erklärten sich auf der Abschlussdiskussion in Köln dazu bereit, 2021 die 2. ID-Judo-Weltmeisterschaften auszurichten.