Aktuelles vom Judo
JUDO Baltic Sea Championship 2018 in Finnland
Medaillen gegen die Kälte
Anfang März reisten vier sehbehinderte Nachwuchsjudokas des Deutschen Behindertensportverbands (DBS) mit ihrem Trainer zu den internationalen Judo Baltic-Sea-Championships nach Finnland. Sie hatten eine ganz besondere Rolle: als einzige Athleten mit Behinderung waren sie die Exoten des Turniers. Unter den 300 Teilnehmern aus zwölf Nationen waren außerdem zahlreiche hochrangige Kämpfer der finnischen Nationalmannschaft.
Alle deutschen Teammitglieder, die an dem Turnier teilnahmen, stammen aus dem HBRS Judo Landesleistungszentrum blista Marburg in Hessen. Anfängliche Unsicherheiten seitens der anderen Teilnehmern waren schnell verflogen, nachdem das deutsche Team seine Kampfstärke schon früh durch den erfolgreichen Auftritt des späteren Junioren-Vizemeisters in der Klasse bis 90 Kilogramm, Daniel Goral, unter Beweis stellen konnte. Um die Akzeptanz seiner Sportler zu erhöhen und die Integration von behinderten Athleten zu fördern, hatte Zaumbrecher als Trainer und Delegationsleiter die Entscheidung bekräftigt, seine behinderten Athleten unter den Bedingungen der Normalsehenden kämpfen zu lassen. Obwohl das hier und da auch mit einem Nachteil behaftet sei, sei es im Sinne der Integration und Förderung behinderter Sportler hilfreich und darüber hinaus auch unter Trainingsgesichtspunkten durchaus sinnvoll, erklärte Zaumbrecher.
Trotz starker Kontrahenten erkämpften sich die sehbehinderten Deutschen großartige Platzierungen. In ihren jeweiligen Gewichtsklassen belegten Khoi Nguyen und Tulga Demirel Platz fünf bzw. vier. Daniel Goral startete gleich in zwei Altersklassen und erreichte bei den Senioren einen bemerkenswerten fünften Platz. Der amtierende Bronzemedailllist der IBSA EM 2017, Schugga Nashwan, konnte trotz Erkältung seine Fähigkeiten unter Beweis stellen. Den ersten Kampf musste er gegen den Lokalmatadoren und amtierenden finnischen Meister in der Klasse bis 60kg antreten. Durch ein eine sehr schnell und präzise ausgeführte Selbstfalltechnik konnte er schon nach kurzer Zeit den Kampf vorzeitig für sich entscheiden. Obwohl ihm der Einzug ins Finale vergönnt blieb, führte Nashwan – gestärkt durch das Team und das Coaching seines Trainers – den Kampf um Bronze gegen den israelischen Athleten taktisch klug und gewann schließlich verdient.
„Ich bin mir sicher, dass wir als Team zu Recht stolz auf die von uns gezeigten Leistungen sein können. Auch wenn der Weg zum Erfolg oft kein Spaziergang ist, so haben wir in Finnland doch für alle wahrnehmbar gezeigt, dass die Einbeziehung behinderter Menschen in das normale Wettkampfgeschehen eine Bereicherung für alle Beteiligten ist“, resümiert DBS- und HBRS-Trainer Markus Zaumbrecher.