Aktuelles vom Boccia im Deutschen Behindertensportverband
Boccia World Open Posen
Einer kam durch
Das Boccia World Open Turnier für den europäischen Raum fand dieses Jahr in Posen/Polen statt. Sechs deutsche Spieler/innen konnten von Bundestrainer Jürgen Erdmann-Feix nominiert werden. Mit Petra Benharkat und Thomas Knoth waren auch zwei Bad Kreuznacher Nationalmannschaftsspieler/innen darunter. Armin Blum aus Markgröningen trat mit ihnen im Paarwettbewerb der Rampenspieler (Klasse BC3) an. Des Weiteren starteten erstmals Bastian Keller (Markgröningen) und David Müller (München) als “Werfer-Paar“ der Klasse BC4. Dazu noch Christoph Voit vom BSV Weiden (Oberpfalz).
Als Spieler mit cerebraler Koordinationsstörung musste Armin Blum die ganze Zeit auf dem Feld stehen. Aufgrund der Weltranglisten Platzierung trafen die drei Rampenspieler auf Frankreich und Großbritannien. Im wegweisenden Spiel gegen die jungen Franzosen bestand auch beim 1:3 nach drei Runden noch Hoffnung. Doch die Blockbälle konnten nicht umspielt werden. 1:5 lautete es am Ende. Gegen die hoch favorisierten Briten wurde Petra Benharkat eingesetzt. Die Rampenspezialisten von der Insel hatten einen guten Tag und verpassten dem deutschen Paar eine 0:14 Niederlage. So war das dritte Vorrundenspiel reine Prestigesache. Die Türkei hatte nur 2:4 gegen Frankreich verloren und entpuppte sich ebenfalls als harter Gegner. Nach drei 1:0 Runden (2:1) sah es wie der sichere 3:1 Sieg aus, doch Kapitän Thomas Knoth übersah eine Gefahrensituation für den Ballweg seines Partners. Dieser nahm das Drücken in Kauf, verzog und erwischte den Jack. Mit zwei Punkten für die Türkei folgte eine 2:3 Niederlage. Am Ende bedeutete das Rang 14 im Pair BC3.
Das BC4 Paar hatte eine 3er Gruppe mit Continental Cup Sieger Slowakei und den Weltranglisten Zweiten Großbritannien. Leider konnten Bastian Keller und David Müller in beiden Spielen ihr Leistungsvermögen nicht zufriedenstellend abrufen. Die Kunst das Maß zwischen Konzentration und Lockerheit zu finden wollte nicht ganz gelingen. Trotzdem gewannen sie in jedem Match Spielrunden, mussten sich am Ende aber mit 1:6 gegen Slowakei und 2:6 gegen Großbritannien geschlagen geben. Als Endplatzierung bedeutete das der neunte Rang.
Nach dem Ärgernis im Paarwettbewerb spielte Thomas Knoth und seine Assistentin Stefanie Burgard eine hochkonzentrierte, taktisch clevere Vorrunde. Gegen das polnische Talent Iskrzycki behielt er nach 3:3 im Tie Break die Nerven. Gegen den top gesetzten Spieler der Gruppe, Kenneth Verwimp (Belgien), war es ebenfalls äußerst spannend. Können und das Quäntchen Glück brachten ihn mit 3:2 in das Achtelfinale. Endlich wieder einmal in der KO Runde bei einem großen Turnier. Leider stieß er auf den perfekt spielenden Scott McCowan aus England und hatte beim 0:10 an diesem Tag keine Chance.
Petra Benharkat und Assistent Gabor Morvai freuten sich riesig, als sie mit drei Punkten in Runde vier ihr Spiel gegen den Taipeh Chinesen Min Chen noch wenden konnte und mit 4:3 gewannen. Christopher Haghdal aus Schweden war ihr zweiter Gegner. Mit 2:7 musste sie leider die Hoffnung aufs Weiterkommen begraben.
Armin Bllum und Assistentin Katharina Lehmann hatten länger keinen internationalen Einsatz. Nach guter Leistung im Paar mussten sie sich mit 1:10 gegen Patrick Wilson (Großbritannien) und 0:8 gegen Aceytuno (Spanien) recht klar geschlagen geben.
Bastian Keller trat in seiner ersten Einzelkonkurrenz auf internationalem Boden zunächst gegen Streharsky (Slowakei) an. Es wurde ein enges Spiel, bei dem letztlich etwas Sicherheit und Mut bei entscheidenden Bällen fehlte. Das 2:4 war eine knappe Niederlage. Barcelona Sieger Steer (Großbritannien) konnte er auch zwei Runden abnehmen, aber das 3:9 besiegelte die Hoffnung aufs Achtelfinale. Erfreulich war dann das 6:0 Erfolgserlebnis im Match gegen Skantelj aus Slowenien.
David Müller konnte die Hoffnungen auf ein Weiterkommen leider auch nicht erfüllen. Seine Wurfgenauigkeit bekam er auch im Einzel nicht genug in den Griff. Gegen Arellano aus Chile endete es 0:6. Gegen die Nr.1 des Pools, den Slowaken Andrejcik, dann 0:12.
Christoph Voit reiste als Nationalneuling zu den World Open. Er wurde international, wie national in Klasse 2 klassifiziert, steht aber nach Spielbeobachtungen als Grenzfall zur körperlich schwächeren Klasse BC1 zur Nachklassifizierung an. Mit Levi aus Israel, dem späteren Finalisten der Klasse BC2, hatte er gleich einen harten Brocken vor sich. 0:8 lautete das Ergebnis nach seinem ersten internationalen Einsatz. Gegen den Holländer Bernd Meints zeigte er dann eine tolle Leistung, rief er doch mehr als 90% seines Leistungsvermögens ab. Somit war es auch zu verschmerzen, dass er in dem hochspannenden Spiel letztlich mit 5:6 knapp unterlag.
Thomas Knoth war letztlich der einzige deutsche Spieler der „durchkam“ und im Einzel unter den besten 16 landete. Von den sechs deutschen Starterinnen und Startern waren drei international noch recht unerfahrene Spieler/innen am Start. Außer Südkorea waren alle Top Nationen (insgesamt 31) unter den 143 Starterinnen und Startern anwesend. Alle internationalen Turniere für 2015 sind für die deutschen Boccia Athletinnen und Athleten damit bereits gespielt. In der zweiten Jahreshälfte steht im Boccia als bedeutendste Veranstaltung die Deutsche Einzel-Meisterschaft in Rostock an.
© Jürgen Erdmann-Feix