Aktuelles vom Blindenfußball
„Manch Sehender kann nicht so gut mit dem Ball umgehen.“
Der Ehrenspielführer der deutschen Fußballnationalmannschaft, Uwe Seeler, ist offizieller Schirmherr der DFB-Stiftung Sepp Herberger für die Blindenfußball-Bundesliga in Deutschland. Die Hamburger Fußballlegende zieht nach der ersten Hälfte der zweiten Saison in der Blindenfußball-Bundesliga eine positive Bilanz.
Als Kuratoriumsmitglied der DFB-Stiftung Sepp Herberger haben Sie die Einführung des Blindenfußballs in Deutschland befürwortet. Die DFB-Stiftung unterstützt die Blindenfußballer wo sie nur kann. Haben Sie im Vergleich zur ersten Saison eine Leistungssteigerung feststellen können?
- Das kann ich im Detail aus der Ferne nicht beurteilen. Aber jeder, der einmal gesehen hat, wie Blinde Fußball spielen, der ist fasziniert von der Art und Weise, wie sie es tun. Es ist unglaublich schwierig, einen Ball, den man nicht sehen kann, in die richtige Richtung zu befördern, zu schießen, zu einem Mitspieler zu passen und gleichzeitig auch noch eine Art Spielstrategie im Kopf zu entwickeln. Man muss ein Gefühl für den Raum entwickeln und man muss gleichzeitig aufpassen, weder Mit- noch Gegenspieler zu verletzen. Ich glaube, dass durch den größeren Zuspruch der Mannschaften und auch durch die regelmäßige Wettbewerbspraxis der Blindenfußball von der Bundesliga enorm profitiert.
- Sie hatten bei der Vorstellung des Sports die Möglichkeit selbst auszuprobieren, wie es ist, Fußball zu spielen ohne etwas sehen zu können. Dazu waren Ihnen die Augen verbunden. Wie fühlte sich das an?
- Also, ich wurde ja so präpariert, dass gar nichts schief gehen konnte: Ich stand genau vor dem Ball und konnte mir einprägen, wohin ich schießen musste. Ich bekam eine Vorstellung davon, wie hoch konzentriert man bei diesem Spiel sein muss, um den Ball zu treffen. Es ist faszinierend. Die Blindenfußballer haben meine Achtung: Manch Sehender kann nicht so gut mit dem Ball umgehen.
- Glauben Sie, dass der deutsche Blindenfußball auch international Anschluss finden kann?
- Ich glaube, dass die Mannschaften in den einzelnen Regionen die besten Blindenfußballspieler anziehen sollten. Es ist gut, dass der im Moment in der Liga führende MTV Stuttgart gleichzeitig vom Bundestrainer trainiert wird. Natürlich ist es dabei die Absicht gewesen, den sportlichen Wert der Blindenfußball-Bundesliga weiter zu steigern. Im Interesse aller ist es gut, wenn wir auch international aufholen und mit einer starken Nationalmannschaft Vorbilder für blinde und sehbehinderte Menschen schaffen, die sich dem Blindenfußball zuwenden.
- Haben Sie einen Favoriten für die Blindenfußball-Bundesliga?
- Als ehemaliger Spieler und Präsident des HSV habe ich Sympathien für die Hamburger Mannschaft, die vom FC St. Pauli ins Leben gerufen wurde. Im Augenblick scheint es so zu sein, dass der MTV Stuttgart klar favorisiert wird. Ich freue mich auf jeden Fall auf ein spannendes Finale in Köln.
Das Interview wurde im Auftrag der DFB-Stiftung Sepp Herberger vom Medienbüro Thomas Hüser durchgeführt.