Aktuelles vom Blindenfußball

Blindenfußball: Saisonauftakt vor großer Kulisse

Dortmund gegen Köln
Dortmund gegen Köln © Carsten Kobow

Am Blindenfußball kam in Berlin keiner vorbei – das 40 mal 20 Meter große Spielfeld hatte der DFB direkt am Anfang des Olympischen Platzes nur wenige hundert Meter vom Berliner Olympiastadion platziert. Auf dem Weg ins Stadion zum DFB Pokalfinale marschierten zehntausende SGE- und BvB-Fans vorbei und ließen sich vom Blindenfußball begeistern.

Tausende blieben stehen, um sich eine Halbzeit oder manche sogar ein komplettes Spiel anzuschauen. Und wer sich die Zeit nahm, war natürlich ob des Könnens und der Courage der blinden Fußballer beeindruckt. „Das sind keine Menschen, die Hilfe brauchen“, sagte Tobias Wrzesinski in Berlin. „Sondern Menschen mit ganz normalen Berufen, die mitten in der Gesellschaft stehen. Deshalb lassen wir sie auch mitten in der Stadt Fußball spielen.“ Wrzesinski ist Geschäftsführer der DFB-Stiftung Sepp Herberger, die gemeinsam mit dem Deutschen Behindertensportverband und dem Deutschen Blinden- und Sehbehindertenverband die Liga bereits seit 2008 organisiert.

Früh am Samstagmorgen, so kurz nach 9 Uhr hatte die neue Saison mit der Paarung begonnen, mit der die letzte dramatisch ausgeklungen war: Blau-Gelb Blista Marburg gegen den MTV Stuttgart. Der Deutsche Meister aus Nordhessen fertigte den ewigen Rivalen Stuttgart mit 4:1 ab. Dass mit den Stuttgartern –nach wie vor mit Alexander Fangmann, Mulgheta Russom und Lukas Smirek stark besetzt – dennoch zu rechnen sein wird, bewiesen sie bei ihrem zweiten Auftritt. Mit 8:0 ballerten die Schwaben die Spielgemeinschaft 1860 München/Viktoria Berlin vom Kunstrasen. Schalke 04 schlug denselben Gegner 4:0. 2:0 bezwang Chemnitz das Blindenteam vom FC St. Pauli, wobei die Hamburger in dem umkämpften und rasanten Spiel zwei Penaltys vergaben. Die Behindertenbeauftragte der Bundesregierung Verena Bentele hatte die neue Saison

Für die Spieler und Anhänger des Blindenfußballteams der Borussia Dortmund lagen Freude und Frust am ersten Spieltag nah beieinander. Der Auftakt war mit einem 4:1 Sieg gegen PSV Köln aus sportlicher Sicht eindeutig gelungen und das wenige Stunden bevor die sehenden Dortmunder Fußballer ihren Pokaltraum erfüllen würden. Doch Dortmunds zweifacher Torschütze Taime Kuttig musste in der 36. Minute ausgewechselt und mit Verdacht auf einen Bänderriss im Knie in ein Berliner Krankenhaus gefahren werden. Kuttig war vor der Saison vom Deutschen Meister Marburg zum BvB gewechselt. Hasan Caglikalp, Spielertrainer der BvB-Blindenfußballer, jedenfalls offenbarte die gemischte Gefühlswelt: „Das war vielleicht der beste Spieltag in der Geschichte der Liga. Die Kulisse, der Rahmen, das war alles überwältigend. Aber momentan bangen wir um Taime.“

Am Nachmittag verfolgten DFB-Schatzmeister Stephan Osnabrügge, der sich auch mal in der Blindenfußball-Reporterrolle versuchte, und DFB-Vizepräsident Eugen Gehlenborg die Spiele. Und dann kam auch noch Cacau. Der 23-malige Nationalspieler, der den DFB seit Jahresbeginn als Integrationsbeauftragter repräsentiert, hatte tagsüber den Evangelischen Kirchentag besucht. Bebrillt und angeleitet vom Stuttgarter Russom dribbelte Cacau dann in einer Halbzeitpause auch mal übers Feld.

Die nächsten Spieltage finden am 10./11. Juni in Dortmund sowie am 15./16. Juli in Stuttgart statt. Das Saisonfinale wird dann am 9. September auf dem Marktplatz in Halle/Saale ausgetragen. Unterstützt wird die Liga durch die Deutsche Telekom. Erstmals wird der Spielbetrieb der Liga von einem Wirtschaftsunternehmen gefördert. Berlin ist im Sommer noch einmal Austragungsort für den Blindenfußball. Vom 18. bis 26. August findet hier die Europameisterschaft statt. Die deutsche Mannschaft bestreitet das Auftaktspiel gegen Italien und trifft in Gruppe B zudem auch Rumänien, Frankreich und England.

Die Ergebnisse

SF Blau-Gelb Marburg - MTV Stuttgart (4:1)

FC Schalke 04 - SG TSV 1860 München / Viktoria Berlin (4:0)

SG PSV Köln / Teutonia Köppern - BVB Dortmund  (0:4)

FC St. Pauli - Chemnitzer FC  (0:2)

SG TSV 1860 München / Viktoria Berlin - MTV Stuttgart  (0:8)


Quelle: SID Marketing