Aktuelles vom Boccia im Deutschen Behindertensportverband
Para Boccia-EM: Die Medaillen im Blick
Mit viel Rückenwind reist die deutsche Para Boccia-Nationalmannschaft zu den Europameisterschaften in Zagreb (Kroatien) vom 10. bis zum 15. Juli. Das erklärte Ziel: Medaillen gewinnen – auch weil so die Qualifikation für die nächsten Weltmeisterschaften gesichert werden kann. Doch Cheftrainer Hanno Felder warnt vor zu viel Übermut.
Die Reise nach Kroatien treten vier deutsche Athlet*innen an, die allesamt schon eine beeindruckende Vita an Turnierteilnahmen und Erfolgen vorzuweisen haben. Das identische Quartett hatte Deutschland bereits bei den Europameisterschaften 2023 im Rahmen der European Para Championships in Rotterdam vertreten, zudem nahmen Boris Nicolai (Startklasse BC4), Anita Raguwaran (BC4) und Nancy Poser (BC3 mit Rampe) auch bei der WM 2022 in Rio teil. Christine Fink (BC3) feierte im vergangenen Jahr einen zweiten Platz beim internationalen Word Boccia Challenger auf Sardinien. „Das sind alles sehr erfahrene Sportler, die sind sogar erfahrener als ich“, berichtet Hanno Felder lachend. Der neue Cheftrainer ist erst seit einem halben Jahr im Amt, hat in der Zeit aber schon einige Turniere begleitet. Dazu gehörten Wettkämpfe in Posen (Polen), Pajulahti (Finnland) und der Weltcup in Peking. In der chinesischen Hauptstadt holte sich Anita Raguwaran sogar die Goldmedaille und auch darüber hinaus gelangen dem deutschen Team starke Platzierungen bei den drei Turnieren.
Dementsprechend gut ist die Stimmung bei den Sportler*innen vor den Europameisterschaften in Zagreb. Die vergangenen Monate haben gezeigt, dass die deutschen Athlet*innen in der Spitze des Para Boccia nicht nur mithalten, sondern auch Medaillen gewinnen können. Doch Hanno Felder mahnt: „Die Zuversicht ist hoch. Aber wir können auch realistisch einschätzen, dass es kein Selbstläufer wird, nur weil wir bei vorherigen Turnieren gut abgeschnitten haben. Wir bekommen jetzt neue, starke Gegner.“ Dennoch bleiben eine oder mehrere Medaillen das erklärte Ziel – vor allem auch deshalb, weil dadurch die Qualifikation für die Weltmeisterschaften 2026 im südkoreanischen Seoul gesichert werden kann. Es gibt zwar noch die Möglichkeit, über die Weltrangliste Plätze für die WM zu ergattern, aber eine Medaille in Zagreb bedeutet den direkteren Weg.
Die Qualifikation für Seoul ist Teil zwei eines dreistufigen Plans, den sich Hanno Felder und sein Team für die nächsten Jahre gesetzt haben. „Unser kurzfristiges Ziel war es, gut in den Turnierbetrieb hineinzukommen, das haben wir bereits geschafft“, erläutert der deutsche Cheftrainer. Mittelfristig wollen sich möglichst viele Spieler*innen für die WM im nächsten Jahr qualifizieren, langfristig richtet sich der Blick natürlich auf die Paralympics 2028 in Los Angeles. Während Boris Nicolai bei den Spielen 2021 in Tokio als erster deutscher Para Boccia-Spieler überhaupt an den Paralympics teilgenommen hatte, war es 2024 in Paris mit Nicolai und Anita Raguwaran bereits ein deutsches Duo. Gegen eine weitere Steigerung in 20282 hätte wohl niemand etwas einzuwenden.
Neben den Erfolgen in der Spitze ist für Hanno Felder allerdings auch die Aufstellung in der Breite und insbesondere im Jugendsport wichtig: „Ich habe einen umfassenden Arbeitsauftrag, dazu gehört auch die Nachwuchsgewinnung. Das ist nicht einfach, aber auf jeden Fall ein Thema, das wir angehen.“ So etwa bei den kommenden deutschen Meisterschaften Mitte Oktober im hessischen Roßdorf, wo ein besonderes Augenmerk auf die Jugend gelegt werden soll.
Erstmal stehen jedoch die Europameisterschaften in Kroatiens Hauptstadt an, wo die erfolgreiche Arbeit der vergangenen Monate möglichst vergoldet werden soll. „Das Weltniveau ist für uns der Maßstab, wir wollen uns nur nach oben orientieren“, sagt Hanno Felder selbstbewusst.
Alle Informationen sowie Ergebnisse zur WM gibt es auf der Veranstaltungshomepage.
Der deutsche WM-Kader im Überblick:
Boris Nicolai (40 / BRS Gersweiler / St. Ingbert / BC4), Nancy Poser (45 / SFD Bad Kreuznach / Trier / BC3), Anita Raguwaran (35 / BRS Gersweiler / Saarbrücken / BC4), Christine Fink (35 / SFD Bad Kreuznach / Mainz-Kastel / BC3).
Text: Paul Foreman / DBS
