Aktuelles vom Boccia im Deutschen Behindertensportverband

Boccia-Spieler verpassen Bronze im Paar-Wettbewerb

BISFed World Open Turnier in Póvoa de Varzim (POR)

Das deutsche Boccia Team 2016
© DBS/Juergen Erdmann-Feix

Erstmals in der Geschichte des paralympischen Boccias in Deutschland ist es zwei Athleten der Nationalmannschaft gelungen, ins Halbfinale eines bedeutenden Weltranglistenturniers einzuziehen. Boris Nicolai, dessen Heimatverein Gersweiler im Saarland ist, und Bastian Keller vom TV Markgröningen schafften das im Paar-Wettbewerb der Klasse BC4, verpassten allerdings Bronze knapp.

Das Halbfinale war nicht nur äußerst spannend, sondern auch sportlich hochklassig. Es zog etliche Zuschauer an, die eine Sensation durch das deutsche Paar witterten. In der ersten Runde sah es noch so aus, dass Kanada das Spiel erwartungsgemäß gewinnt. Es hieß 0:3. In Runde zwei schießt Boris Nicolai zweimal hervorragend von oben auf den Jack und hüpft dann über die Blockbälle in die Lücke vor den Zielball, den Jack. Es steht nur noch 2:3. Die dritte Runde ist ganze eng, geht wieder an Kanada, 2:4. In der letzten Runde versucht Kanada mit Blockbällen vor dem Jack zu sichern und will einen Verlustpunkt hinnehmen, was zum Sieg gereicht hätte. Doch das deutsche Paar erkennt die Chance zu einem Kletterball über die Blockbälle, um von oben auf den Jack zu kommen. Boris Nicolai gelingt dies und es steht zur aller Überraschung 4:4. Auch der entscheidende Tie Break war hart umkämpft. Letztlich gewann Kanada, aber die Deutschen waren die Sieger der Herzen und waren aufgrund der tollen Leistung keineswegs enttäuscht.

Auf dem Weg ins Halbfinale hatte das Paar gleich im ersten Spiel das favorisierte Paar aus Großbritannien geschockt, das zunächst ihren Einzel-Weltmeister Stephen McGuire nicht aufgestellt hatte. Doch auch nach seiner Einwechslung kam nicht die große Wende und Keller/Nicolai jubelten über den 3:2 Sieg. Nach einer klaren Niederlage gegen die Slowakei stand das Spiel gegen die im Aufwind befindlichen Russen an. Hier konnte wieder eine konstante Leistung abgerufen werden und es gelang ein 3:1 Sieg. Natürlich gab es noch das Spiel um Platz drei, in dem sie wieder auf die Slowaken trafen, die gegen die Top Favoriten der Paralympics und Turniersieger Brasilien unterlegen waren. Hier gelang dann nicht alles, im Gegensatz zu Slowakeis Top Spieler Andrejcik. Die Bronze Medaille musste leider mit 1:6 abgeschrieben werden.

Im Einzel kamen die beiden nicht so weit. Boris Nicolai verlor unglücklich mit 3:4 gegen Carla Oliveira aus Portugal und lieferte nochmals ein starkes Spiel gegen den Weltmeister McGuire, der sich dann aber doch mit 5:2 durchsetzen konnte. Bastian Keller hatte mit Turniersieger Andrejcik und der kanadischen Power Frau Alison Levine eine starke Gruppe. Er musste sich trotz guten Spiels gegen beide mit 1:5 geschlagen geben.

In der Klasse BC4 spielen Spieler, die keine Koordinationsstörung haben und den Ball werfen können. Vorwiegend Spieler mit Muskelkrankheit, hohem Querschnitt oder auch Formen von Gelenkversteifung starten hier.

In der Klasse BC3, der Rampenspieler starteten Thomas Knoth und Andreas Welzel, beide aus Bad Kreuznach/Rheinland Pfalz. Im Paar Wettbewerb trafen sie auf die jungen Franzosen (Turnierzweite), denen sie 1:6 unterlagen und auf die Mannschafts Europameister Belgien, denen sie beim 0:8 ebenfalls nicht gewachsen waren. Gegen Norwegen gelang ein ungefährdeter 6:1 Sieg, der sogar höher hätte ausfallen können.

Im Einzel spielte Andreas Welzel unter seinen Fähigkeiten. Die noch mangelnde Abstimmung mit seinem neuen Assistenten Andreas Antonovics machte sich auf diesem hohen Niveau doch bemerkbar. Nach klaren Niederlagen gegen Legostaev/Russland und Binte/Singapur gelang ein knapper Sieg mit 5:4 gegen Willemsen aus Norwegen.

Rampenspieler Thomas Knoth spielte konzentriert gegen den vor einiger Zeit noch Weltranglisten Ersten Jacob Thomas vom Team Groß Britannien. Zusammen mit seiner Assistentin Stefanie Burgard an der Rampe konnte er am Ende aber die 2:5 Niederlage nicht vermeiden. Gegen Julie Lambrechts aus Belgien gab es ebenfalls ein enges Spiel, nur leider wieder zu seinen Ungunsten. 3:5 war das Endergebnis. Somit war auch er nach der Vorrunde raus aus dem Turnier

Am Ende überstrahlte aber die Top-Leistung im BC4 Paar und das Gefühl gegen die starke Konkurrenz bestehen zu können.

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Quelle: Jürgen Erdmann-Feix