Aktuelles vom Blindenfußball
Härtetest bestanden: Deutschland überzeugt beim Drei-Nationen-Turnier

Die deutsche Blindenfußball-Nationalmannschaft hat beim Drei-Nationen-Turnier in Regensburg den zweiten Platz belegt – und dabei wertvolle Erkenntnisse auf dem Weg zur Europameisterschaft 2026 in Frankreich gesammelt. Gegen die europäischen Rivalen England und Paralympics-Sieger Frankreich lieferte sich das deutsche Team umkämpfte Duelle. Rang eins schnappte sich England.
Nach einem intensiven Programm mit vier Spielen in drei Tagen zog Bundestrainer Martin Mania ein positives Fazit: „Das geht völlig in Ordnung. Wir stehen ganz am Anfang – und das ist überhaupt nicht negativ gemeint“, sagt er. „Wir hatten in diesem Jahr drei Lehrgänge, erstmals zehn Spieler dabei und arbeiten gerade an einer neuen taktischen Ausrichtung. Dadurch stehen wir an einem ganz anderen Punkt, als wenn wir eine bisherige Formation verfeinern würden.“
Kapitän Fangmann lobt die Comeback-Qualitäten
Gegen den Paralympics-Sieger und amtierenden Europameister Frankreich sowie gegen Titelkandidat England offenbarte das neu formierte deutsche Team Licht und Schatten. Am ersten Turniertag spielte die Mannschaft 1:1 gegen England und 2:2 gegen Frankreich. Beide Partien zeigten vor allem offensiv Fortschritte: „Wir haben uns viele Chancen kreiert, auch die Anzahl der Tore ist ein klarer Fortschritt“, betonte Mania. „Das ist das Ziel.“ Dennoch räumt der Coach ein: „Uns fehlt noch die Balance – auch, weil uns wichtige Spieler verletzungsbedingt fehlen.“
Einer dieser Ausfälle wiegt besonders schwer: Rasmus Narjes vom FC St. Pauli, eine zentrale Figur der Defensive, fällt aufgrund einer Knieverletzung langfristig aus. Sein Comeback wird im Team als „Tour de France“ bezeichnet – passend zum Austragungsort der nächsten EM. „Bis dahin sind es viele Etappen, die er bestreiten muss“, sagt der Bundestrainer. „Rasmus lebt den Blindenfußball zu 100 Prozent. Selbst während des Turniers in Regensburg war er ständig in der Chatgruppe der Mannschaft aktiv und hat mitgefiebert.“
Kapitän Alexander Fangmann lobte nach dem Turnier vor allem die Moral seiner Mannschaft: „Unsere Comeback-Qualitäten am ersten Tag waren stark.“ Gegen England lag das Team zwischenzeitlich 0:1 zurück, gegen Frankreich sogar 0:2. In den Rückspielen folgten ein 1:4 gegen England und ein 2:1-Sieg gegen Frankreich, das allerdings ohne seine drei Schlüsselspieler Hakim Arezki, Frédéric Villeroux und Martin Baron antrat. Fangmann kommentierte dennoch selbstbewusst: „Der Name Frankreich wurde bezwungen.“
Nico Rother zieht sich Wadenbeinbruch zu

Einziger Wermutstropfen: Nico Rother (SF/BG Blista Marburg) zog sich im zweiten Aufeinandertreffen gegen Frankreich einen Wadenbeinbruch zu und fällt vorerst aus. Vorausgegangen war eine unglückliche Kollision mit dem eigenen Mitspieler. Mania: „Glücklicherweise wurden im Krankenhaus keine weiteren Verletzungen festgestellt. Nico hat die Diagnose gut verarbeitet. Als wir ihn nach seiner Rückkehr ins Teamhotel wieder in Empfang genommen hatten, wirkte er gefestigt.“ Für Rother war es das erste Turnier mit der Nationalmannschaft im Pflichtspielbetrieb: Erst am Tag vor dem Eröffnungsspiel hatte er die B1-Klassifizierung erhalten – nur mit dieser Klassifizierung dürfen männliche Athleten an offiziellen internationalen Blindenfußball-Wettbewerben teilnehmen. „Die Klassifizierung von Nico ist die schöne Nachricht“, sagt der Bundestrainer, der von der vorherigen Leistung seines Schützlings angetan war. „Er gibt uns eine neue Dimension im Spiel, weil er sehr flexibel einsetzbar ist, unwahrscheinlich wenig Fehler macht und klar in seinen Aktionen ist. Das ist fantastisch, da kann man von Talent sprechen.“ Auch für Natan Werner (FC St. Pauli) war es der erste Wettbewerb auf diesem Niveau. Mania lobt: „Er hat für sehr viel Unruhe in der Defensive bei den Gegnern gesorgt.“
Deutschland trifft Ende Juni in Hessen auf den Vize-Europameister
Der Blick der deutschen Auswahl richtet sich nun nach vorn: Am 27. und 28. Juni (19 bzw. 17 Uhr) testet das DBS-Team im hessischen Ober-Ramstadt gegen Vize-Europameister Türkei – ein weiterer Prüfstein gegen einen EM-Mitfavoriten. Mania: „Mit solchen Gegnern wollen wir uns langfristig messen.“ Und Kapitän Fangmann ergänzt: „Frankreich, Italien, England, Türkei, Deutschland – fünf Nationen haben das Potenzial, die EM zu gewinnen.“ Doch für den Triumph muss die DBS-Mannschaft einen langen Weg bewältigen, der noch über viele Etappen führt.
Text: Jonas Bargmann / DBS