Aktuelles vom Blindenfußball
Blindenfußballer verpassen Viertelfinale und die Paralympics
Die Enttäuschung war den deutschen Blindenfußballern nach dem Schlusspfiff ins Gesicht geschrieben. Wenige Sekunden zuvor unterlag das Team von Cheftrainer Martin Mania dem Weltranglistenersten Argentinien bei den Weltmeisterschaften in Birmingham mit 0:2 (0:1). Damit hat die deutsche Auswahl nicht nur das WM-Viertelfinale, sondern auch die erste Paralympics-Teilnahme überhaupt verpasst.
Dabei hätte dem deutschen Team nach dem 1:0-Auftaktsieg gegen Gastgeber England ein Remis zum Weiterkommen gereicht, da Argentinien zuvor zweimal 0:0 spielte. Stattdessen schoben sich die Südamerikaner, die zu den Turnierfavoriten zählen, in der Tabelle vorbei an der Mannschaft von Cheftrainer Martin Mania auf Rang zwei. Den deutschen Blindenfußballern bleiben so bei ihrer erst zweiten Teilnahme an einer WM, die im Rahmen der IBSA World Games für Menschen mit Sehbehinderung ausgetragen wird, nur noch die Platzierungsspiele für die Ränge neun bis zwölf. Mania resümiert: „Wir haben gesehen, wo unsere Grenzen sind, auch wenn wir gut gegengehalten haben." Der Cheftrainer spricht vor allem die Physis der Gegner an. Der Blindenfußball wird in China oder Argentinien professionell betrieben. „Unsere Gegner sind allesamt durchtrainierte Athleten, die eine enorme Wucht mitbringen. Das ist ein großer Unterschied zu unseren ambitionierten Spielern." Das Ziel sei aber, diese Wucht künftig zu entwickeln und die Nationalmannschaft langfristig in die Weltspitze zu führen.
Gegen den Favoriten aus Südamerika agierte Deutschland über weite Strecken auf Augenhöhe. Zwar spielte sich die Auswahl des Deutschen Behindertensportverbandes selbst nur wenige hochkarätige Chancen heraus, ließ gleichzeitig aber ebenso wenige zu. Allerdings: Eine dieser wenigen Chancen nutzten die Argentinier. Drei Minuten vor dem Halbzeitpfiff brachte Hasan „Ted" Altunbas Torjäger Maximiliano Espinillo im Strafraum zu Fall. „Ein klarer Sechsmeter", meint Mania, will aber seinem Abwehrchef keinen Vorwurf machen. „Ted hat in allen Gruppenspielen so viele Angriffe abgewehrt, ohne dass er einen Fuß berührt hat. Bei den vielen brenzligen Situationen kann es aber mal passieren, dass er ein Bein erwischt", sagt Mania. Den fälligen Sechsmeter verwandelte der gefoulte Espinillo selbst. „Das hat den Argentiniern natürlich in die Karten gespielt", berichtet Mania.
Argentinien agierte im zweiten Durchgang clever, in den Zweikämpfen bissig und ließ sich auch nicht aus der Ruhe bringen, als die Südamerikaner rund drei Minuten vor dem Ende die Teamfoulgrenze erreichten. Jedes weitere Teamfoul hätte einen Double-Penalty, also einen Strafstoß aus acht Metern nach sich gezogen. Kurz vor dem Schlusspfiff setzte Deutschland alles auf eine Karte, doch Espinillo machte mit seinem zweiten Treffer 35 Sekunden vor dem Ende das deutsche Vorrundenaus perfekt. Durch das Verpassen des WM-Viertelfinales haben die deutschen Blindenfußballer auch keine Chancen mehr, ein Ticket für die Paralympics 2024 in Paris zu ergattern. Dafür hätte das deutsche Team mindestens ins Halbfinale kommen müssen.
In den Platzierungsspielen können die deutschen Blindenfußballer noch eine Top-Ten-Platzierung erreichen. Dafür muss zunächst Thailand am Dienstag, 22. August (17.30 Uhr deutscher Zeit), bezwungen werden. Mania spricht von einem „spannenden Gegner", gegen den die Deutschen selbst noch nie gespielt haben.
Text: Jonas Bargmann / DBS