Aktuelles vom Blindenfußball

Blindenfußball-Bundesliga: Erfolgreicher Saisonauftakt

Torschuss beim Blindenfußball
Torschuss beim Blindenfußball © Carsten Kobow / Sepp-Herberger-Stiftung

Zehn Jahre Blindenfußball und kein Ende in Sicht. Mit einem 2:0-Sieg über die Blindenauswahl des FC Schalke 04 startete der Deutsche Meister FC St. Pauli in die neue Saison. „Wir haben uns gut vorbereitet und heute mit mannschaftlicher Geschlossenheit überzeugt“, sagte Paulis Trainer Wolf Schmidt in Wangen. In der 26.000 Einwohner-Stadt im Allgäu startete die Deutsche Blindenfußball-Bundesliga – Europas einzige nationale Spielserie für blinde Fußballerinnen und Fußballer – in die elfte Saison. Mehr als 2.000 Zuschauer verfolgten den ersten Spieltag von den Banden oder der mobilen Tribüne aus, die meisten verblüfft über die Ballfertigkeit der blinden Akteure.

Ex-Profis am „Rasselball“

Timo Hildebrand, bis heute der Bundesliga-Torwart mit den meisten Minuten ohne Gegentor, bestritt gemeinsam mit den Ex-Bundesliga-Profis Benjamin Lauth und André Trulsen ein Einlagespiel. „Ich habe keine Ahnung, wo ich lang gerannt bin, aber es hat mega Spaß gemacht“, sagte Hildebrand, dem sogar ein Tor gelang. Doch insgesamt unterlagen die Ex-Profis gegen eine Auswahl blinder Gegenspieler 1:4. Ein Höhepunkt: Trulsen, der fast 400 Punktspiele für den FC St. Pauli absolvierte, hämmerte einen Ball auf die Zuschauertribüne. „Ich dachte, ich spiele den steil“, lachte Trulsen nach dem Abpfiff.

Unentschieden im Duell der Seriensieger

Das ursprüngliche Auftaktspiel Borussia Dortmund gegen den Chemnitzer FC musste bereits am Freitag abgesagt werden. Im ersten Punktspiel des Tages trennten sich die beiden erfolgreichsten Klubs der Ligageschichte, der MTV Stuttgart und die Sportfreunde Blau-Gelb Blista Marburg, 1:1 (0:1). Chancen im Minutentakt, ein hohes Tempo, beeindruckende Ballbehandlung – das Duell des fünffachen Meisters Stuttgart gegen den vierfachen Titelträger Marburg begeisterte. Selbst sehende Fußballer hätten den Ball nicht besser platzieren können, als Taime Kuttig bei der Marburger Führung von halb rechts außen den langen Innenpfosten traf. „Genau da wollte ich ihn hinhaben“, schmunzelte der 25-jährige Sportmanagement-Student. „Ich sehe das Tor klar vor mir. Nach dem Dribbling nach rechts wusste ich, dass ich links treffe.“ Da konnte auch Fabian Klaputek nichts machen, auch wenn beim Blindenfußball sehende Torwarte eingesetzt werden. „Der Schuss war einfach zu stark platziert“, sagte Klaputek, der seit vier Jahren das Tor des MTV Stuttgart hütet.

Der 34-jährige Lukas Smirek markierte 1:28 Minuten vor Schluss den 1:1-Endstand. In der Schlussphase taten sich Stuttgart durch Smirek und Alexander Fangmann zwei weitere Großchancen auf. In der ausgeglichenen Partie beeindruckten die Stuttgarter immer wieder durch ihr verblüffendes Passspiel. Smirek, Fangmann und Mulgheta Russom kennen sich seit Beginn der Liga vor zehn Jahren. „Da haben sich halt drei, vier gefunden. Wir wissen wirklich genau, wo der andere steht oder hinlaufen wird, auch wenn wir nichts sehen können“, so Smirek. Beim letzten Lehrgang der Nationalmannschaft hatte er sich eine Bänderdehnung im rechten Knie zugezogen. Und war gerade wieder rechtzeitig fit geworden.

Mit Fußball in die Mitte der Gesellschaft

Dass der Rasselball in Deutschland rollt, liegt vor allem an der DFB-Stiftung Sepp Herberger, die den Spielbetrieb organisiert – auch in dieser Saison. Die kommenden Spieltage finden in Hamburg (23./24. Juni), Gelsenkirchen (14./15. Juli) und Dortmund (4./5. August) statt. Das Saisonfinale wird dann am 25. August wieder in Form eines „Städte-Spieltages“ auf dem Düsseldorfer Burgplatz ausgetragen. „Mit dem Saisonauftakt und dem Finale gehen wir bewusst in die Öffentlichkeit“, sagt Stiftungsgeschäftsführer Tobias Wrzesinski. „Wir wollen mitten ins Leben, dorthin wo die Menschen sind.“

Ergebnisse
Chemnitzer FC – Borussia Dortmund  (0:2*)
MTV Stuttgart – SF Blau-Gelb Blista Marburg   (1:1)
FC St. Pauli – FC Schalke 04  (2:0)                                         
* Partie wird mit 2:0 Toren für Borussia Dortmund gewertet

Tabelle

 

Platzierung Verein Spiele Differnz Punkte
1. FC St. Pauli 1 2:0 3
  Borussia Dortmund 1 2:0 3
3. MTV Stuttgart 1 1:1 1
  SF Blau-Gelb Blista Marburg 1 1:1 1
5. FC Viktoria Berlin 1889 0 0:0 0
6. FC Schalke 04 1 0:2 0
  Chemnitzer FC 1 0:2 0



Quelle: SID-Marketing