Aktuelles aus dem Rehabilitationssport

Das Experten-Gespräch mit dem DBS Vizepräsidenten Thomas Härtel

Blickpunkt: Herr Härtel, bei welchen Verletzungen und Erkrankungen hilft Rehasport?

Thomas Härtel: Grundsätzlich kommt Rehabilitationssport bei jeder Erkrankung in Frage, sofern dies medizinisch sinnvoll ist. Rehabilitationssport ist in erster Linie Bewegung, Spiel und Sport und kommt für Menschen mit Behinderung bzw. von Behinderung bedrohten Menschen in Betracht, um sie möglichst auf Dauer in die Gesellschaft und das Arbeitsleben einzugliedern. Rehabilitationssport hat das Ziel, ihre Ausdauer und Kraft, Koordination und Flexibilität zu verbessern, ihr Selbstbewusstsein zu stärken und Hilfe zur Selbsthilfe zu leisten. Die eigene Verantwortlichkeit für die Gesundheit zu stärken und zum langfristigen, selbständigen und eigenverantwortlichen Bewegungstraining zu motivieren, ist das wesentliche Ziel im Rehabilitationssport.

Blickpunkt: Gibt es für jedes Krankheitsbild spezielle Übungen?

Thomas Härtel: Unsere Übungsleiterinnen und Übungsleiter spezialisieren sich im Rahmen ihrer Ausbildung in den unterschiedlichen Indikationsbereichen. Diese Profilierung erfolgt in Orthopädie, Innere Medizin, Neurologie, Sensorik, Psychiatrie und geistige Behinderung. Dabei erhalten die Übungsleiterinnen und Übungsleiter vertiefte Kenntnisse, um auf die jeweiligen Gegebenheiten und Besonderheiten der Erkrankung und die individuelle Situation der oder des Einzelnen einzugehen.

Blickpunkt: Wie sehen beispielsweise die Übungen für Menschen mit Herz-Kreislaufproblemen aus?

Thomas Härtel: Für Menschen mit Herz-Kreislaufproblemen steht insbesondere die Ausdauerleistungs­fähigkeit im Vordergrund. In diesem Zusammenhang weisen neuere Untersuchungen darauf hin, dass auch moderates Krafttraining für eine deutliche Besserung der Herz-Kreislaufbeschwerden sorgt. Hier kommen dann verschiedene freie Übungen mit Gymnastikbändern, Kleingeräten oder Alltagsmaterialien in Betracht. Entscheidend ist, dass die Betroffenen Hilfe zur Selbsthilfe erhalten. Sie brauchen Übungen, die Sie später auch ohne großen Aufwand selbständig zu Hause weiterführen können. Daher bietet sich der Rehasport besonders gut an, denn hier kann unter Aufsicht eines Arztes/einer Ärztin die Leistungsfähigkeit ausgelotet werden. In der Gruppe macht Sport treiben besonders viel Spaß und erleichtert den Kampf gegen den vielzitierten „inneren Schweinehund“.

Blickpunkt: Eignet sich Rehasport für alle Altersgruppen?

Thomas Härtel: Ja, auf jeden Fall. Die meisten Gruppen sind auf die Altersgruppe ab 40 Jahren ausgerichtet, da sich eine drohende Behinderung oder eine Behinderung meist im Verlaufe des Lebens einstellt. Insbesondere im Bereich der Herzsportgruppen gibt es jedoch auch Gruppen für Kinder und Jugendliche. Hier wird auf die besonderen Bedürfnisse von Kindern und Jugendlichen im Zusammenhang mit Sport eingegangen.

Blickpunkt: Wer bietet Rehasport an?

Thomas Härtel: Rehasport kann zum Beispiel in vielen Vereinen des DBS betrieben werden, in denen auf die individuelle Einschränkung eingegangen und angepasste Bewegungs- und Sportmöglichkeiten angeboten werden. Unsere mehr als 5.800 Mitgliedsvereine sind über das gesamte Bundesgebiet verteilt, so dass wir ein umfangreiches Angebot mit wohnortnahen Übungsgruppen in den unterschiedlichen Profilierungen anbieten können. Unsere 17 Landesbehinderten­sportverbände geben hier gerne entsprechende Auskunft über die Angebote der Vereine.

Blickpunkt: Zahlt die Krankenkasse die Teilnahme?

Thomas Härtel: Bevor mit dem Rehasport begonnen werden kann, muss die vom Arzt ausgestellte Verordnung von der Krankenkasse genehmigt werden. Bei vorliegender Genehmigung übernimmt die Krankenkasse die Kosten des Rehasports vollständig. In der gesetzlichen Krankenversicherung beträgt der Leistungsumfang des Rehabilitationssports im Regelfall 50 Übungseinheiten, die in einem Zeitraum von 18 Monaten in Anspruch genommen werden müssen. Bei den 50 Übungseinheiten handelt es sich um einen Richtwert, der entsprechend variieren kann und vom verordnenden Arzt empfohlen wird. Der Rehasport wird von den Kostenträgern genehmigt, sofern dieser im Einzelfall notwendig, geeignet und wirtschaftlich ist. Die Verordnungsdauer wird abhängig von den verordneten Übungseinheiten angepasst, um die Zielsetzung des Rehabilitationssports zu erreichen.

Blickpunkt: Wo kann ich mich über Angebote zum Rehabilitationssport informieren?

Thomas Härtel: Die 17 Landesverbände des DBS informieren Interessierte gerne über Angebote von Rehasportgruppen in der Nähe. Adressen und Telefonnummern unserer Landesverbände erhalten Sie auf unserer Internetseite unter der Rubrik Sportentwicklung unter: www.dbs-npc.de oder telefonisch unter 02234 / 6000-0

Dieses Interview wurde in der aktuellen Ausgabe der Zeitschrift Blickpunkt Gesundheit abgedruckt (Dezember 2012 / Januar 2013, S.33).