Aktuelles vom Para Schwimmen

Para Schwimmen: Kein einfacher Spagat

Fabian Brune bei der DKM 2018 in Remscheid © DBS/ Picture Alliance
Fabian Brune bei der DKM 2018 in Remscheid © DBS/ Picture Alliance

Bereits mit 17 Jahren Vize-Europameister – dieses Kunststück gelang Para Schwimmer Fabian Brune über 100 Meter Rücken bei seiner EM-Premiere in Dublin 2018. Ende April geht es für den mittlerweile 18-Jährigen, dessen rechte Seite teilweise gelähmt ist, in die neue Saison. Beim Auftakt in Glasgow möchte er da weitermachen, wo er letztes Jahr aufgehört.

Keine einfache Aufgabe für das Nachwuchstalent vom VfG Finnentrop, denn neben dem Schwimmsport steckt er mitten in seiner Ausbildung zum Groß- und Außenhandelskaufmann – und zwar in Vollzeit. Zwei sehr zeitintensive Aufgaben, die sich nur mit viel Disziplin und einem verständnisvollen Arbeitgeber miteinander vereinbaren lassen. Ein ganz normaler Tagesablauf von Fabian Brune gestaltet sich so: Bereits vor dem Arbeitsbeginn um 9 Uhr geht es entweder zum Athletiktraining oder zur Physiotherapie. Und nach Dienstende um 18.30 Uhr absolviert der Sauerländer (Finnentrop) seine zweite Trainingseinheit. „Dank meiner Vorgesetzten habe ich die Möglichkeit, an zwei Tagen in der Woche früher zu gehen. So komme ich ab und zu mal ein wenig früher zur Ruhe“, erklärt Brune. „Ansonsten endet mein Tag normalerweise nach dem Abendtraining um 22.30 Uhr.“  Neun Einheiten muss er an sechs Tagen neben der Ausbildung unterbringen. Viel Freizeit bleibt da nicht. 

Drei Mal im Jahr geht es für den Auszubildenden für drei bis fünf Wochen zum schulischen Blockunterricht nach Münster. „Das Training gestaltet sich in dieser Zeit etwas schwierig. Meistens schaffe ich es dann tatsächlich nur am Wochenende im Wasser zu trainieren.“ So verlief die Saisonvorbereitung bisher etwas schleppend. Bevor es vom 25. bis 28. April zur World Series nach Glasgow geht, steht für Brune und das deutsche Para Schwimmteam jedoch noch ein Trainingslager für den letzten Feinschliff an. Seine gesamten Urlaubstage muss der junge Athlet meist für solche Lehrgänge und die Wettkämpfe hergeben. „Wenn ich mal wirklich frei haben möchte, um einfach nichts zu tun, muss ich dann Sonderurlaub beantragen“, berichtet Brune. Bis Mai 2020 muss er noch diesen kräftezehrenden Spagat zwischen Ausbildung und Schwimmen bewältigen, den er trotz der Strapazen mit Bravour meistert.

Fabian Brune bei der EM 2018 in Dublin © DBS/ von Welck
Fabian Brune bei der EM 2018 in Dublin © DBS/ von Welck

Vorher stehen allerdings noch einige Termine für den talentierten Para Schwimmer an. Nach Glasgow geht es für Brune Anfang Juni zu den Internationalen Deutschen Meisterschaften (IDM) nach Berlin. Ein weiterer wichtiger Meilenstein ist schließlich die Weltmeisterschaft, die nun vom 9. bis 15. September in der ehemaligen paralympischen Wettkampfstätte in London stattfinden wird.  Das Internationale Paralympische Komitee (IPC) hatte zuvor Malaysia das Austragungsrecht entzogen, nachdem das Land sich geweigert hatte, israelischen Athletinnen und Athleten die Einreise zur WM zu erlauben. „Ich habe erst vor kurzem davon erfahren, dass die WM nun im Aquatics Centre in London ausgetragen wird. Ich habe mir direkt Bilder angeschaut und freue mich nun um so mehr. Die Schwimmarena ist riesig, da wird sicherlich eine tolle Stimmung vor Ort sein“, freut sich Brune, für den es nach der EM im Vorjahr mit Überraschungs-Silber das zweite große internationale Event werden dürfte.

Insgesamt blickt Brune der kommenden Saison sehr positiv entgegen. Und das Barometer steigt: die EM 2018 hat der 18-jährige Sauerländer erfolgreich bestritten, in diesem Jahr will er seine WM-Premiere feiern. Doch das ganz große Ziel folgt dann 2020: Da möchte Fabian Brune nur zu gerne nach Japan reisen, zu den Paralympischen Spielen in Tokio – als fertig ausgebildeter Groß- und Außenhandelskaufmann. 

Quelle: Pauline Reichl