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Auf den Rückschlag folgten Bestzeiten und Zuversicht

Maike Naomi Schnittger
Maike Naomi Schnittger © Picture Alliance

Maike Naomi Schnittger gewann 2016 in Rio Paralympics-Silber, wurde 2017 Doppel-Weltmeisterin und 2018 Europameisterin. Bereits jetzt fiebert sie den Spielen 2020 entgegen. Die finden nämlich ganz in der Nähe ihres Geburtsortes Yokohama in Tokio statt. Dabei lässt sich die sehbehinderte 24-Jährige auch von vermeintlichen Rückschlägen wie einer schweren Fußverletzung auf ihrer „Road to Tokyo“ nicht unterkriegen.

Bei einem privaten Ausflug im September 2018 fiel Schnittger von einer morschen Eiche drei Meter in die Tiefe und zog sich dabei mehrere Verletzungen im rechten Fuß zu. Sie riss sich neben allen Innen- und Außenbänder auch zwei der drei Syndesmosebänder. Auch der Knochen wurde in Mitleidenschaft gezogen. Eine speziell angefertigte Schiene und eine konservative Behandlungsmethode, bei der die Bänder ohne operativen Eingriff selbstständig wieder miteinander verwachsen, waren die Folge.

Das bedeutete: vier Monate Krücken. Doch das hielt die ehrgeizige Athletin vom SC Potsdam trotzdem nicht davon ab, weiterhin auch im Wasser zu trainieren. Die ersten drei Monate nach ihrer Verletzung bewegte sich Schnittger im Becken nahezu ausschließlich mit den Armen fort, versuchte die Verletzung mit Reha- und Krafttraining sowie Physiotherapie zu kompensieren und aus der Not heraus alternative Trainingsreize zu setzen – mit Erfolg.

Ihren Kampfgeist hat Maike Naomi Schnittger dabei zuletzt bei den deutschen Mannschaftsmeisterschaften in Essen eindrucksvoll unter Beweis gestellt. Nur knapp fünf Monate nach ihrer Verletzung war sie über 100 Meter Schmetterling sowie über 50 und 100 Meter Freistil so schnell wie noch nie unterwegs und schwamm auf der Kurzbahn persönliche Bestzeiten – und das, obwohl sie ihren aktuellen Leistungsstand bei gerade mal 85 Prozent einordnet. „Wahrscheinlich liegt es daran, dass ich nicht wirklich einen Trainingsausfall hatte, nur anders trainiert habe“, sagt die 24-Jährige angesichts ihrer starken Ergebnisse.  Das gebe ihr Hoffnung auf die Zeiten, die sie ab April abliefern könnte. „Dann soll ich nach Aussage der Ärzte wieder bei 100 Prozent sein.“

Spurlos an ihr vorbeigegangen ist die Ausfallzeit dennoch nicht. „Hätte man mich vor zwei Wochen zu der Weltmeisterschaft dieses Jahres befragt, hätte da für mich ein großes Fragezeichen gestanden“, erklärt Schnittger. Doch nach den überraschend guten Zeiten hat sie wieder Mut geschöpft. „Natürlich möchte ich bei der WM wieder vorne mitschwimmen und gerne auch Medaillen gewinnen.“ Jetzt stellt sie sich nur noch die Frage, wo die Weltmeisterschaften ausgetragen werden, nachdem das Internationale Paralympische Komitee dem eigentlich vorgesehenen Ausrichter Malaysia die WM aufgrund des angekündigten Ausschlusses der israelischen Mannschaft entzogen wurde.

Die WM ist die letzte große Probe auf Schnittgers Weg nach Tokio. Das Kräftemessen mit der Weltelite ist eine wichtige Standortbestimmung.  „Doch der Fokus liegt klar auf den Paralympischen Spielen nächstes Jahr“, sagt Schnittger, die zum Gastgeberland eine ganz besondere Verbindung hat: Ihre ersten beiden Lebensjahre wuchs sie ganz in der Nähe von der Sportstätte auf, in der die Psychologiestudentin nächstes Jahr um paralympisches Edelmetall kämpfen will. Der Silbermedaille von 2016 in Rio über 50 Meter Freistil sollen dann möglichst noch weitere folgen.

Quelle: Pauline Reichl