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Rollstuhlfechten: Ein Aushängeschild muss zurücktreten

Rollstuhlfechterin Simone Briese-Baetke
Rollstuhlfechterin Simone Briese-Baetke © Ralf Kuckuck, DBS-Akademie

Den 5. September 2012 wird Simone Briese-Baetke nicht vergessen. London, Excel-Arena: Bei den Paralympischen Spielen feierte die Rollstuhlfechterin den größten Erfolg ihrer Karriere. Silber mit dem Degen, ihrer Lieblingswaffe. Die ehrgeizige 52-Jährige war über viele Jahre das Aushängeschild im deutschen Rollstuhlfechten. Nun beendet sie ihre aktive Karriere – unfreiwillig aufgrund anhaltender gesundheitlicher Probleme.

Silber bei den Paralympics 2012, einmal Silber und dreimal Bronze bei Weltmeisterschaften, 2014 der Titel als Europameisterin und zahlreiche Weltcupsiege – Simone Briese-Baetke blickt auf eine erfolgreiche Laufbahn. Doch ihren größten Moment erlebte sie bei den Spielen in London. Das Finale zwar verloren, aber Silber gewonnen. „Dass ich nun die Silbermedaille habe, ist der Wahnsinn. Die Wettkämpfe waren total emotional, ich habe noch nie so etwas erlebt“, jubelte Briese-Baetke damals. Von der Excel-Arena ging es mit öffentlichen Verkehrsmitteln ins Deutsche Haus, mit Edelmetall um den Hals war die sonst eher zurückhaltende deutsche Rollstuhlfechterin die Attraktion in der Bahn. Es war pures Glück, das breite Grinsen im Gesicht konnte ihr keiner nehmen.

Für diese Medaille hat sie hart gearbeitet. Simone Briese-Baetke ist eine Kämpferin, auf der Planche und im Alltag, ehrgeizig, willensstark, akribisch. Doch nach dem EM-Titel 2014 ging es bergab. Gesundheitliche Gründe zwangen sie zu einer langen Pause. So verpasste die querschnittgelähmte Athletin des TuS Makkabi Rostock die Saison 2015 komplett. Fulminant kehrte sie 2016 mit einem überraschenden Weltcup-Sieg zurück – rechtzeitig im Paralympics-Jahr. Doch in Rio verpasste die 52-Jährige eine erneute Medaille bei den Spielen als Vierte mit dem Degen knapp. Mit dem Florett war in der Vorrunde Schluss. Das Happy End blieb aus.

Nun muss sie ihre Karriere schweren Herzens wegen anhaltender gesundheitlicher Probleme beenden. „Ich hätte es so gerne mit einer Medaille in Tokio 2020 abgeschlossen“, sagt sie und fügt enttäuscht an: „Aber nach Rücksprache mit meinen Ärzten ist es mehr als ratsam, nun Schluss zu machen.“ Der offizielle Abschied hat im Rahmen der deutschen Meisterschaften in Rostock stattgefunden. Simone Briese-Baetke wird dem deutschen Rollstuhlfechten fehlen. Doch vor allem der Gewinn der Silbermedaille am 5. September 2012 bleibt unvergessen.