Geistige Behinderungen und Rehabilitationssport
Die WHO definiert geistige Behinderungen als eine signifikant verringerte Fähigkeit neue oder komplexe Informationen zu verstehen und neue Fähigkeiten zu erlernen. Eine geistige Behinderung ist somit sehr vielfältig und tritt in unterschiedlichsten Ausprägungsformen auf. Dabei sind nicht nur Auswirkungen auf Kognition und Aufmerksamkeit, sondern auch auf Mobilität, Emotionen und Verhalten möglich. Der Personenkreis als auch der Sport mit Menschen mit einer geistigen Behinderung muss daher sehr differenziert betrachtet werden. Das Maß der Unabhängigkeit sowie die Betreuung, ist von der Art und Schwere der geistigen Behinderung sowie der daraus entstandenen individuellen Einschränkungen abhängig.
Sie möchten mehr zu den positiven Effekten des Rehabilitationssports bei geistigen Behinderungen erfahren? Hier finden Sie Erfahrungsberichte von Betroffenen, Hintergrundinformationen und Hinweise, wie Sie selbst oder Ihre Angehörigen am Rehabilitationssport teilnehmen können.
"Rehasport ist für mich...
der Ausgleich des Alltags.“
(Henry, 37 Jahre, Geistige Behinderung)
Der Sport hat bei Menschen mit geistiger Behinderung neben dem Ziel die Kraft, Ausdauer, Koordination und Beweglichkeit zu verbessern auch soziale Ziele. Während des Sports erlernen die Teilnehmer*innen die Teilnahme am sportlich geprägten gesellschaftlichen Leben sowie den Austausch mit anderen Menschen.
Es gibt spezifische Rehabilitationssportangebote für Menschen mit geistiger Behinderung. In der Umsetzung sind feste Strukturen bei Aufbau und Durchführung der Sportstunden zu empfehlen, um eine Routine für die Teilnehmer*innen zu schaffen. Des Weiteren sollte die Vermittlung von Übungsaufgaben oder -inhalten im Sport für Menschen mit einer geistigen Behinderung in einer leicht verständlichen Sprache erfolgen (Leichte Sprache, kurze Sätze, Fremdwörter vermeiden), die auf die Teilnehmer*innen angepasst ist. Neben einer angepassten Sprache sollte die Übungsvermittlung neben einer mündlichen Beschreibung auch eine praktische Demonstration umfassen. Komplexere Übungen sollten in Teilschritten mit Geduld geübt werden, bis diese routiniert durchgeführt werden können.
Die teilweise geringere Frustrationsschwelle verbunden mit einem größeren Aggressionspotential erfordert ein geschultes Team an Übungsleiter*innen die die Übungsauswahl und Intensitäten individuell auf die Teilnehmer*innen einstellen können. Auch Rückzugsräume sind in diesem Zusammenhang wichtig.
Text: PD Dr. Thorsten Schmidt (Verein für Gesundheit und Rehabilitationssport am UKSH e.V.) / DBS
Rehabilitationssport bietet die Möglichkeit gemeinsam mit anderen durch Bewegung, Spiel und Sport die Bewegungsfähigkeit zu verbessern, den Verlauf von Krankheiten positiv zu beeinflussen und damit besser am gesellschaftlichen Leben teilzunehmen. Rehabilitationssport wird von Ärzt*innen verordnet und hat zum Ziel die Ausdauer und Kraft, Koordination und Beweglichkeit zu verbessern, das Selbstbewusstsein zu stärken und zu einem eigenverantwortlichen, lebensbegleitenden Sporttreiben zu motivieren. Einige der spezifischen Ziele körperlicher Aktivität bei Herzerkrankungen sind nachfolgend aufgeführt:
- Verbesserung der allgemeinen Leistungsfähigkeit (Koordination, Ausdauer, Kraft und Beweglichkeit)
- Alltagskompetenzen verbessern
- Teilhabe und Lebensfreude fördern
- Selbstbewusstsein und Selbstwertgefühl steigern
- Hilfe zur Selbsthilfe
- Austausch mit Gleichbetroffenen
Sie oder ein*eine Angehörige*r haben eine geistige Behinderung? Besprechen Sie die Ziele, die Möglichkeiten des Rehabilitationssports und das weitere Vorgehen mit dem*der behandelnden Ärzt*in (Hausärzt*in, Fachärzt*in oder Ärzt*in der stationären Rehabilitationseinrichtung). Sieht diese*r die medizinische Notwendigkeit für Rehabilitationssport, kann er*sie eine entsprechende Verordnung ausstellen.
Sie möchten als Übungsleiter*in im Rehabilitationssport für Menschen mit geistigen Behinderungen aktiv werden? Voraussetzung für die Leitung einer solchen Rehabilitationssportgruppe ist die Übungsleiterlizenz B "Sport in der Rehabilitation" mit dem Profil Geistige Behinderungen.
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