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Linn Kazmaier: „Immer mit Spaß dabei sein“
Sie besitzt fünf Paralympische Medaillen und ist gerade einmal 15 Jahre - Linn Kazmaier gehört zu den aufstrebenden Nachwuchssportler*innen und lässt schon jetzt die Konkurrenz hinter sich. Am wichtigsten sind für Linn Kazmaier aber nicht die Erfolge, sondern der Spaß am Sport.
Linn Kazmaier besucht eine Ganztagsschule und unternimmt gerne etwas mit ihren Freund*innen - ein normales Leben für eine 15-Jährige, wenn da nicht die Sache mit dem Sport wäre. Mehrmals pro Woche steht sie auf dem Sportplatz, trainiert im Kraftraum, rast die Loipen entlang oder läuft durch den Wald. Sie ist ein echtes Multitalent, das sowohl im Winter- als auch im Sommersport zu Hause ist.
Angefangen hat ihre sportliche Karriere zunächst mit Para Leichtathletik. „Ich wollte immer neue Sportarten ausprobieren, durch meine Mutter, die selbst Leichtathletin war, bin ich zur Leichtathletik gekommen.“ Schnell bemerkt Kazmaier, dass ihr das Laufen Spaß bereitet und spezialisiert sich auf die 1500 Meter.
Den Para Langlauf entdeckt die 15-Jährige schließlich einige Jahre später für sich. Durch einen Para Biathlon Schnuppertag für Kinder und Jugendliche mit Sehbehinderungen wird Kazmaier auf die Sportart aufmerksam. „Nach dem Tag auf der Loipe habe ich meine Eltern überredet, mir eine Langlaufausrüstung zu kaufen“, erinnert sich Kazmaier. Für die Schülerin war es Liebe auf den ersten Blick - kurzerhand meldet sie sich beim SZ Römerstein, ein Langlaufverein im Schwarzwald an. Dort trainiert sich auch heute noch.
Über den Wintersport kommt sie auch mit der Deutschen Behindertensportjugend in Kontakt. Ihre Eltern betrieben über mehrere Jahre hinweg einen eigenen Skilift, an dem sie einen DBSJ-TalenTag, eine Veranstaltungsreihe für lokalbezogene Talentsichtungen und -trainings, ausrichteten.
Schnell macht die sehbehinderte Athletin aus dem baden-württembergischen Oberlenningen durch ihre herausragenden Leistungen auf sich aufmerksam und qualifiziert sich Anfang des Jahres für die Para Schneesport-WM in Lillehammer, wo sie bereits bei ihren ersten Rennen auf internationaler Bühne überzeugte.
Dass sie es auch zu den Paralympischen Spielen schaffen würde, hätte Linn Kazmaier zu Beginn nicht gewagt zu träumen, doch die Schülerin läuft ihrer Konkurrenz davon und schafft es, sich als jüngste deutsche Teilnehmerin für die Winterspiele in Peking zu qualifizieren. Mit gerade einmal 15 Jahren gewinnt die Schülerin zusammen mit ihrem Guide Florian Baumann fünf Mal das begehrte Paralympische Edelmetall im Para Langlauf und Biathlon. Mit diesen Erfolgen übertraf die Nachwuchssportlerin nicht nur ihre eigenen Erwartungen, sondern auch die des Bundestrainer Ralf Rombach: „Ich hätte nie gedacht, dass ich so erfolgreich sein werde. Eigentlich stand es im Vordergrund Erfahrungen zu sammeln, die Platzierung sollte erstmal egal sein“, resümiert Kazmaier.
Trotz ihrer Erfolge bleibt Kazmaier gelassen: „Die mentale Gesundheit ist ganz wichtig, man darf sich nicht zu viel Druck machen. Natürlich bin ich vor Rennen immer etwas aufgeregt, aber das ist eine positive Anspannung.“ Außerdem erzählt sie, dass es wichtig sei, im Training diszipliniert zu sein, ihr größtes Erfolgsrezept ist jedoch ein anderes: „Man muss immer mit Spaß dabei sein, sobald mir der Leistungssport keinen Spaß mehr macht, höre ich auf.“
Eine wichtige Einstellung, denn Kazmaier hat gewiss einen intensiven Trainingsalltag. Im Winter steht sie auf den Langlaufskiern und absolviert gemeinsam mit ihrem Guide Florian Baumann Trainings in der Loipe. Im Sommer konzentriert sie sich auf die Para Leichtathletik, macht Tempoläufe auf der Tartanbahn und lockere Trainingseinheiten auf den Rollskiern. „Meine Trainingseinheiten ergänzen sich über das Jahr hinweg sehr gut“, fasst die Nachwuchssportlerin ihre Trainingsplanung zusammen.
Was ihre sportliche Karriere in der Para Leichtathletik mit sich bringt wird die Zukunft zeigen: „Die Paralympics 2024 in Paris wären ein Traum, aber dafür muss ich noch schneller werden“, sagt die Athletin.
Linn Kazmaiers sportliche Karriere steckt bereits jetzt voller Highlights. Eines davon war auch ihre Teilnahme beim Jugend-Länder-Cup der DBSJ. Zweimal nahm sie bereits daran teil und schwärmt von ihren Erfahrungen beim Vergleichswettkampf. „Das ist eine tolle Veranstaltung, man kann sich mit Athlet*innen aus seinem Alter messen und knüpft bundesländerübergreifend neue Kontakte.“ Besonders in Erinnerung geblieben ist Kazmaier der Teamgeist bei den Veranstaltungen und die Abschlussfeier im VIP-Bereich von Hansa Rostock bei ihrer Teilnahme beim Jugend-Länder-Cup in Mecklenburg-Vorpommern.
Von Annika Kollenbroich