Psychische Erkrankungen und Rehabilitationssport
In Deutschland sind jedes Jahr etwa 27,8 Prozent der erwachsenen Bevölkerung von einer psychischen Erkrankung betroffen, das entspricht rund 17,8 Millionen betroffenen Personen. Zu den häufigsten Erkrankungen zählen Angststörungen (15,4 %), gefolgt von affektiven Störungen (9,8 %, unipolare Depression allein 8,2 %). Körperliche Aktivität wirkt sich sowohl bei psychisch Erkrankten als auch bei Gesunden günstig auf die emotionale und geistige Gesundheit aus. Umso wichtiger ist es, dass immer mehr Betroffene den Weg in die Rehabilitationssportangebote der Sportvereine finden.
Sie möchten mehr zu den positiven Effekten des Rehabilitationssports bei psychischen Erkrankungen erfahren? Hier finden Sie Erfahrungsberichte von Betroffenen, Hintergrundinformationen und Hinweise, wie Sie selbst oder Ihre Angehörigen am Rehabilitationssport teilnehmen können.
"Rehasport ist für mich...
ganz viel: Fitnessangebot, Treffpunkt, natürliches Antidepressivum.“
(Nils, 35 Jahre, Depression)
"Rehasport ist für mich...
ein wichtiger Baustein auf dem Weg der Genesung.“
(Uwe, 59 Jahre, Long-Covid und Depression)
Psychische Erkrankungen können angeboren sein oder durch traumatische Erlebnisse oder Situationen entstehen. Genetische Veranlagungen, neurobiologische Defekte und Traumen können u. a. ebenfalls Ursachen sein. Angststörungen und Depressionen stehen dabei im Vordergrund.
Depression ist eine Erkrankung die das Denken, Fühlen und Handeln der Betroffenen beeinflusst und Störungen von Körperfunktionen mit sich bringt. Menschen, die an einer Depression erkrankt sind, können sich selten allein von ihrer gedrückten Stimmung, Antriebslosigkeit und ihren negativen Gedanken befreien. Dabei ist die Depression von Stimmungsschwankungen, die bei jedem Menschen ein- oder mehrmals im Leben auftreten, abzugrenzen.
Viele Menschen mit chronischen Erkrankungen leiden unter meist reaktiven Depressionen, ausgelöst durch die zunehmenden Einschränkungen. Dabei steigt die Zahl der Depressionen mit der Zahl der Erkrankungen deutlich an. Depressive Verstimmungen ihrerseits wirken sich negativ auf die Entwicklung der übrigen Erkrankungen aus, so dass dadurch eine Art Teufelskreis entsteht. (DEGAM 2017)
Körperliche Aktivität und Sport bei Depressionen
Sport und eine körperliche Aktivität haben das Ziel, die psychische Stabilität zu beeinflussen. Dieses wird u.a. durch kleine Erfolge beim Sport erreicht.
Von Relevanz ist, den Betroffenen ihre Möglichkeiten trotz Erkrankung aufzuzeigen und so ein größeres Selbstvertrauen in den eigenen Körper aufzubauen.
Hierzu bieten Bewegung und Spiel im Einzeltraining aber auch in der Gruppe vielfältige Variationen.
Empfehlungen für das Training
Prinzipiell wird Ausdauertraining eine antidepressive Wirkung zugeschrieben. Da zu der Dosis-Wirkungs-Beziehung noch ungenügend Studien vorliegen, können keine konkreten Trainingsempfehlungen gegeben werden.
Zu Beginn sollte mit kleinen Einheiten gestartet werden (z.B. 20 Minuten pro Tag), um Überforderung zu vermeiden. Besonders das Lob durch die Übungsleitung wirkt hier als positive Verstärkung.
Text: PD Dr. Thorsten Schmidt (Verein für Gesundheit und Rehabilitationssport am UKSH e.V.) / DBS
Rehabilitationssport bietet die Möglichkeit gemeinsam mit anderen durch Bewegung, Spiel und Sport die Bewegungsfähigkeit zu verbessern, den Verlauf von Krankheiten positiv zu beeinflussen und damit besser am gesellschaftlichen Leben teilzunehmen. Rehabilitationssport wird von Ärzt*innen verordnet und hat zum Ziel die Ausdauer und Kraft, Koordination und Beweglichkeit zu verbessern, das Selbstbewusstsein zu stärken und zu einem eigenverantwortlichen, lebensbegleitenden Sporttreiben zu motivieren. Einige der spezifischen Ziele körperlicher Aktivität bei psychischen Erkrankungen sind nachfolgend aufgeführt:
- Verbesserung der allgemeinen Leistungsfähigkeit (Koordination, Ausdauer, Kraft und Beweglichkeit)
- Teilhabe und Lebensfreude fördern
- Hilfe zur Selbsthilfe
- Grenzen entdecken und Grenzen überwinden
- Selbstbewusstsein finden, aufbauen und festigen
- Vertrauen in die eigenen Fähigkeiten entwickeln
- Soziale Kontakte fördern
Sie haben eine psychische Erkrankung? Besprechen Sie Ihre Ziele, die Möglichkeiten des Rehabilitationssports und das weitere Vorgehen mit Ihrem*Ihrer behandelnden Ärzt*in (Hausärzt*in, Fachärzt*in oder Ärzt*in der stationären Rehabilitationseinrichtung). Sieht diese*r die medizinische Notwendigkeit für Rehabilitationssport, kann er*sie eine entsprechende Verordnung ausstellen.
Sie möchten als Übungsleiter*in im Rehabilitationssport mit Menschen mit psychischen Erkrankungen wie z.B. Depressionen, Persönlichkeitsstörungen oder Traumata aktiv werden? Voraussetzung für die Leitung einer solchen Rehabilitationssportgruppe ist die Übungsleiterlizenz B "Sport in der Rehabilitation" mit dem Profil Psychiatrie.
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