Aktuelles von der DBSJugend

Wahl zum Sport-Stipendiat des Jahres

Paralympicssiegerin Anna Schaffelhuber im Interview

Im Mai 2012 hat die Deutsche Bank im Rahmen der Sporthilfe-Förderung das „Deutsche Bank Sport-Stipendium“ ins Leben gerufen, durch das die Förderung für studierende Spitzenathleten auf 300 Euro im Monat verdoppelt werden konnte. Aktuell profitieren rund 300 Sporthilfe-geförderte Athleten vom Programm, das mit dem dritten Semester einsetzt und mit einem Zeitbonus über die Regelstudienzeit hinaus gewährt wird. Die besonderen Leistungen der studierenden Athleten sollen mit der Wahl zum Sport-Stipendiaten des Jahres zusätzlich herausgestellt und gewürdigt werden – dieses Jahr zum zweiten Mal. Preisträger 2013 war Hockey-Olympiasieger und Medizinstudent Martin Häner. Der Preisträger erhält in den folgenden drei Semestern von der Deutschen Bank den doppelten Stipendiumsbetrag von 600 Euro pro Monat.

Anna Schaffelhuber gewann im März 2014 bei den Paralympics in Sotschi fünf Goldmedaillen im Ski alpin. Außerdem siegte sie bei 15 von 16 Weltcuprennen in der Saison und gewann den Gesamtwelt- sowie den Gesamteuropacup. Die 21-Jährige studiert Rechtswissenschaft an der Ludwig-Maximilians-Universität München. Aufgrund wettkampfbedingter Fehlzeiten muss sie sich einen Großteil der Prüfungsinhalte selbst erarbeiten, dennoch bestand sie sowohl im Sommersemester 2013 als auch im Wintersemester 2014 Klausuren, absolvierte erfolgreich den kleinen Schein im Strafrecht und die Hälfte des großen Scheins in Zivilrecht.

In Deinem selbst gedrehten Video auf www.sportstipendiat.de demonstrierst Du mit einem Augenzwinkern diverse Sportarten, die Du offensichtlich mit weit weniger Erfolg ausübst. Hast Du sie alle tatsächlich einmal ausprobiert?

Zum Großteil ja. Fußball und Eishockey allerdings noch nicht. Aber Schwimmen, Tennis, Reiten, Basketball, Handball sind alles Sportarten, in denen ich mich schon probiert habe. Skifahren hat mir aber immer am meisten Spaß gemacht und da hatte ich auch von Anfang an die größten Erfolge. So war es nur logisch, dass ich darauf meinen Fokus gelegt habe.

Seit 2011 hast Du einen weiteren Schwerpunkt in einer ganz anderen Disziplin, nämlich das Jura-Studium an der Universität in München. Selbst in der Vorbereitung auf die Paralympics hast Du weiter studiert.

Es war mir wichtig, mein Studium nicht zurückzustellen. Ich wollte beides parallel laufen lassen. Ich hatte Anfang des Wintersemesters viel vorgearbeitet, so dass ich während des Winters und während Sotschi dann recht frei war. Ich will mein Studium durchziehen, damit ich ein zweites Standbein habe. Natürlich ist beides zusammen eine Belastung, weil viel Aufwand und Organisation dahintersteckt. Einfacher wäre es, nur eines von beiden zu haben, speziell im Sommer. Da beginnt mein Tag morgens früh um 6 Uhr, indem ich etwas für das Studium mache. Dann folgt den nächsten halben Tag Training und nachmittags wieder Konzentration aufs Studium. Da in meinem Studiengang die wichtigsten Fächer nur im Wintersemester angeboten werden, ich also wegen der Wettkämpfe so gut wie nicht an der Uni sein kann, und die Prüfungen dazu dann im Sommer stattfinden, habe ich gelernt, Prüfungsinhalte selbst zu erarbeiten. Das macht mich ein wenig unabhängiger. Die größte Herausforderung für mich ist allerdings, zeitlich alles unter einen Hut zu bekommen und damit beidem gerecht zu werden. Das klappt nicht immer, denn ein bisschen liegt der Fokus doch noch mehr auf dem Sport.

Nach den Paralympics hast Du nun trotzdem im Sommer ein Urlaubssemester eingelegt.

Das ist schlicht und einfach den extrem vielen Terminen geschuldet, die nach den Spielen in Sotschi über mich hereingebrochen sind. Das klingt vielleicht ein wenig zu negativ, denn das macht mir viel Spaß – wenn es nicht gerade 10 Termine an einem Tag sind. Es ist auch sehr vielfältig, anfangs hauptsächlich Medienanfragen, jetzt sind es viele PR-Termine oder Vorträge, die ich halte. Ich bin erstaunt, dass mein Kalender auch jetzt noch immer prall gefüllt ist, das ist schön. Aber jetzt steht dann auch erstmal Urlaub an und im Oktober starte ich dann auch wieder ins Studium. Ich will es dann ohne weitere Verzögerung durchziehen. Wenn alles gut läuft, könnte ich 2018 vielleicht auch schon mit meinem Referendariat fertig sein.

2018 ist ein gutes Stichwort, da finden die nächsten Paralympics statt. Du hast mit 21 Jahren schon alles gewonnen, was es zu gewinnen gibt. Bist Du trotzdem auch noch sportlich motiviert?

Diese Frage habe ich mir nach Sotschi auch öfters gestellt. Und sie mit „Ja“ beantwortet. Ich weiß, dass ich noch nicht am Limit bin, dass ich noch schneller fahren kann. Meine Motivation sind jetzt die Zeiten der Männer, die ich schon paar Mal erreicht habe. Die Wettbewerbe finden bei uns ja immer auf der gleichen Strecke und am gleichen Tag statt, so dass ich ganz gut vergleichen kann. Bis zu den Spielen in Pyeongchang 2018 will ich jetzt auf jeden Fall noch weiter machen, aber mein erstes Ziel sind die Weltmeisterschaften im kommenden Jahr in Kanada.

Das heißt, Du bist auch jetzt schon wieder voll im Training? Es heißt ja immer so schön, „die Sieger des Winters werden im Sommer gemacht“.

Die Ski-Saison ging bis in den Juni, erst seitdem spreche ich eigentlich vom Sommer. Aktuell trainiere ich hauptsächlich Kondition und Kraft. Anfang September starte ich dann wieder intensiver in die Saison. Ich werde wieder sowohl in Welt- als auch in Europacup-Rennen an den Start gehen. Nur Weltcup-Rennen wären mir von der Anzahl her fast zu wenig. Außerdem ist für mich Rennpraxis immer noch das beste Training.

Diese Sporthilfe-Athleten stehen zur Wahl: Malaika Mihambo, Anna Schaffelhuber, Laura Vargas Koch, Linus Butt und Ingolf Keba. Jeder Interessierte kann an dieser Wahl bis 22. August teilnehmen: www.sportstipendiat.de. Unter allen Teilnehmern des Online-Votings wird ein Kurz-Aufenthalt in Berlin für zwei Personen verlost - inklusive zwei Übernachtungen, der Teilnahme an der feierlichen Preisverleihung des Sport-Stipendiaten 2014 am 11. September und einer privaten Führung mit Blick hinter die Kulissen des Berliner Olympiastadions. 

Quelle: Deutsche Sporthilfe