Aktuelles von der DBSJugend

„Von Behindertensportlern lernen!“

Projekttage begeistern Schüler, Lehrer und Förderer

Gleich an vier niedersächsischen Schulen konnten in diesem Jahr Schüle­rin­nen und Schüler „von Behindertensportlern lernen“. Eine spannende Mi­schung aus Podiumsdiskussion und Rollstuhlbasketball-Workshop versprach Projekt­ta­ge an Schulen, durch die Lernen einmal anders erlebt wurde: „Men­schen ohne und mit Behinderung zusammenbringen, Vorurteile durchbrechen und Inklusion fördern, das sind wichtige Zielstellung dieser Projekttage“, er­klär­te BSN-Präsident Karl Finke in Ganderkesee und machte auch deutlich, dass die­se Ziele durch das Projekt in beeindruckender Weise erreicht werden.

Die Auftaktveranstaltung in Ganderkesee war gleich ein voller Erfolg. Die 160 Schülerinnen und Schüler nahmen das Angebot von Josef Giesen – mehr­fa­cher Paralympicsteilnehmer im Biathlon und Behindertensportler des Jahres 2003 – an, Fragen zu stellen, egal welche. Giesens Antworten zu seinen sport­­lichen Erlebnissen und Erfolgen beeindruckten die Schülerinnen und Schüler bei der Podiumsdiskussion immer wieder. Tauchen mit Flasche? Brust­schwim­men? „Alles, was Spaß macht“ war der Tenor von Josef Giesen und: „Ich sage niemals, dass ich etwas nicht kann, ich probiere es immer aus. Stelle ich dann fest, dass ich irgendetwas wirklich nicht kann, weiß ich wo mei­ne Grenze ist.“ Andreas Kuhnt, Moderator bei NDR 1 Niedersachsen, und Josef Giesen wa­ren bei den Podiumsdiskussionen ein eingespieltes Team. Sie stellten eine so lockere Atmosphäre her, dass sogar die Frage: „Können Sie sich eigentlich ih­ren Po abwischen?“ ebenso unkompliziert wie detailliert beantwortet wurde.

Auch am Hermann-Billung-Gymnasium in Celle und dem Georg-Büchner-Gym­nasium in Seelze/Letter stand der Wissensdurst den ca. 300 Jugend­li­chen ins Gesicht geschrieben. Die Stimmung war auch bei diesen Podiums­dis­kussionen geprägt von der Neugier, mehr von diesem fröhlichen conter­gan­geschädigten Mann zu erfahren. Erschien er doch so „normal“, dass man ver­gessen konnte, dass etwas an ihm „anders“ ist. Als Josef Giesen nach der Ver­anstaltung am Georg-Büchner-Gymnasium auf dem Weg zum Auto war, wünschten ihm viele Jugendliche im Vorbeigehen einen schönen Tag, eine gu­te Heimreise oder sag­ten einfach nur „tschüß. Auf dem Parkplatz kamen vier Mädchen zu ihm und fragten, ob sie sich mal das Auto von innen an­schau­en dürfen. – Alles schien nach diesen zwei Schulstunden so vertraut. Im Schulzentrum Hasetal in Herz­lake hatte Giesen ein wohnungsnahes Heimspiel und beein­druck­te auch mit seinen Spezialanfertigungen, einem Gartenschuh sowie einem Boßel­schuh, mit dem er beim emsländischen Volkssport aktiv mitwirken kann.

Auch der Part des Workshops war ganz nach dem Geschmack der Jugend­li­chen. Zwar kamen die Schülerinnen und Schüler der 9. Klassen des Her­mann-Billung-Gymnasiums in Celle erst etwas schüchtern in die Sporthalle, stellten aber alsbald fest, dass der eine oder die andere selbst schon einmal krank­heits­bedingt im Rollstuhl gesessen hatte. Aller Anfang erschien schwer. Sich in einem Rollstuhl fortzubewegen, war anfänglich nicht für alle Schüle­rin­nen und Schüler leicht. Aber dank der lockeren und guten Anleitung des Work­shops durch Rollstuhlbasketball-Bundesligaspieler Eike Gößling konnte man sehen, wie der Umgang immer leichter fiel. „Die kleinen Rollen hinten und vorn am Rollstuhl dienen der Stabilität, wenn das Spiel etwas schneller wird“, so Eike Gößling. Doch gleich beim ersten Spiel rammte eine Schülerin einen Gegner und fiel unsanft aus dem Rollstuhl, rappelte sich wieder auf und … weiter ging es. „Das macht Spaß, können wir keine Rollstuhlbasketball-AG an unserer Schu­le einrichten oder wenigstens eine Projektwoche?“ war die ein­hellige Mei­­nung der Jugendlichen. Der Funke war definitiv übergesprungen. Dass ein Rollstuhlbasketballer gar nicht behindert sein muss, beeindruckte aber beson­ders. Auch an den anderen Projektschulen, waren die Workshops ein Selbst­läu­fer. Fröhliche Jugendliche, die ausnahmslos Positives rückmel­de­ten, waren die Konsequenz von einem jugendgerechten neuen Angebot.

Und für den BSN sehr erfreulich waren auch die Förderer bei den Veranstal­tungen vertreten. Kathi Krause und Alexander Bieber von der Sparda-Bank Hannover-Stiftung, Julia Korte, Ludger Dopp und Christian Gehring von der Hänsch-Stiftung und BSN-Vizepräsident Herbert Michels von der Heiner-Rust-Stiftung waren an verschiedenen Projekttagen dabei. Alexander Bieber zeigte sich beeindruckt. „Die Darstellungen von Josef Giesen waren fesselnd, und man hat gemerkt, dass die Schüler an seinen Lippen hingen“, sagte er nach dem Projekttag in Letter. Christian Gehring und Ludger Dopp ließen sich in Herzlake schließlich nicht lange bitten und probierten sich auch im Sport­roll­stuhl aus. Sie merkten dabei rasch, dass das Fortbewegen grundsätzlich schnell erlernbar ist, aber das Beherrschen des Rollstuhls im dynamischen Basketballspiel dann doch eine Herausforderung darstellt, die man sicher erst nach vielen intensiven Trainingseinheiten erlernt hat.

„Der BSN bedankt sich bei den Organisatoren, Mitwirkenden, Förderern und allen Projektschulen und wird sich intensiv bemühen, das Projekt in den kom­men­den Jahren fortzuführen“, lautet das Fazit von BSN-Präsident Finke zu den erneut sehr gelungenen Projekttagen.

Quelle: BSN - Silke Lange-Hartmann/Udo Schulz

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