Aktuelles von der DBSJugend
Über 1000 Kinder und Jugendliche mit Behinderungen erreicht
Dass den Behindertensport in Deutschland seit Jahren Nachwuchssorgen plagen, ist bekannt und wurde oft thematisiert. Folgerichtig fand Anfang 2024 der erste Nachwuchskongress des Deutschen Behindertensportverbandes (DBS) statt mit dem Ziel, in Zukunft möglichst viele Kinder und Jugendliche mit Behinderungen zu erreichen sowie diesen den Zugang zum Sport zu ebnen. Fest steht: In diesem Jahr hat der DBS mit seinen Angeboten über 1000 Kinder und Jugendliche mit Behinderungen in Bewegung gebracht hat – so viele wie noch nie.
„Wir suchen nach der Nadel im Heuhaufen. Doch leider kennen wir noch nicht einmal alle Heuhaufen, um systematisch nach den Nadeln zu suchen“, hatte Lukas Niedenzu, Abteilungsleiter Leistungssportentwicklung im DBS, nach dem Nachwuchskongress gesagt. Umso wichtiger seien vielfältige Maßnahmen, um Kindern und Jugendlichen die Freude an der Bewegung zu vermitteln und im zweiten Schritt beim Weg hin zum regelmäßigen Sporttreiben zu unterstützen. Und mit Blick auf die Maßnahmen gab es in 2024 so viele wie nie zuvor. „Wir wollen nicht nur Probleme benennen, sondern auch Lösungen schaffen“, betont Niedenzu.
Ob Schneesporttage, Sport- oder Schwimmcamps, spezielle Angebote für Kinder und Jugendliche mit Sehbehinderungen oder die TalentTage der Deutschen Behindertensportjugend (DBSJ) – mit seinen Angeboten hat der DBS über 1000 Kinder und Jugendliche mit Behinderungen erreicht. Hinzu kommen zahlreiche Aktions- und Schnuppertage in den 17 Landes- und zwei Fachverbänden des DBS, in denen inzwischen elf Talentscouts angestellt sind, um Aktionen anzubieten und zu bewerben, Vereine zu gewinnen, Kinder und Jugendliche zu begeistern sowie ein Netzwerk aufzubauen.
Einen großen Anteil am Höchststand haben auch die TalentTage der DBSJ. Im Jahr des zehnten Geburtstages haben bundesweit 32 TalentTage stattgefunden, an denen über 600 Kinder und Jugendliche mit Behinderungen teilgenommen haben – beides ist ein neuer Rekord. Zum Vergleich: Im Vorjahr waren es 450 Teilnehmende. Noch nicht so etabliert wie die TalentTage sind die drei Projektstellen im DBS, die seit 2021 weitere Initiativen und Ideen vorantreiben, um mehr Menschen mit Behinderungen für den Sport zu begeistern und Strukturen zu schaffen: Lina Neumair für den Nachwuchsleistungssport, Fabienne Bruckmann für den Sport von Menschen mit Sehbehinderungen und Benedikt Staubitzer für den Schneesport. „Es braucht viel Engagement und Überzeugungskraft, um Menschen mit Behinderungen für den Sport zu begeistern und sie in den Vereinen unterzubringen. Die Suche ist deutlich aufwendiger ist als bspw. im olympischen Sport“, sagt Lukas Niedenzu.
"Jetzt muss die Integration in die Vereinslandschaft hin zum regelmäßigen Sporttreiben gelingen"
Um vielfältig zu informieren und den Transfer in die Strukturen zu erleichtern, hat der Deutsche Behindertensportverband 2021 die Plattform parasport.de ins Leben gerufen, die unter anderem eine Terminübersicht sowie Erklärfilme und direkte Ansprechpersonen zu allen paralympischen Sportarten beinhaltet und im vergangenen Jahr um einen Vereinsfinder erweitert wurde. „Mit den vielen Aktivitäten und Instrumenten, die wir gemeinsam mit unseren Landes- und Fachverbänden geschaffen haben, wollen wir unsere Ziele hartnäckig vorantreiben und noch besser werden. Dafür brauchen wir noch mehr Talentscouts, noch mehr Angebote, noch mehr ausgebildete Übungsleiter*innen und noch mehr Vereine, die sich öffnen“, erklärt Niedenzu und fügt an: „Wir wollen die Situationen reduzieren, dass Menschen durch puren Zufall den Weg in den Sport finden.“
Auch die Maßnahmen und Aktionstage haben dazu beigetragen, dass die Mitgliederzahlen im Deutschen Behindertensportverband nicht nur insgesamt, sondern auch in der Altersgruppe bis 26 Jahren gestiegen sind. Gingen sie im Zuge der Corona-Pandemie 2021 auf unter 40.000 zurück, sind es nun wieder 44.890 Mitglieder (Stand Ende 2023) – 2000 mehr als im Jahr zuvor und der zweithöchste Wert nach 2019, als es etwas mehr als 46.500 waren. „Die Richtung stimmt, doch es gibt weiterhin auf allen Ebenen noch viel zu tun, wenn wir mehr Menschen mit Behinderungen in den Sport bringen wollen“, sagt Daniel Zurkuhlen, Jugendsekretär der DBSJ. Lukas Niedenzu ergänzt: „Wir haben ein großes Netzwerk aufgebaut und bei zahlreichen Aktionstagen viel Begeisterung erzeugt. Jetzt muss die Integration in die Vereinslandschaft hin zum regelmäßigen Sporttreiben gelingen, damit die erfreuliche Entwicklung noch nachhaltiger wird. Voraussetzung dafür wiederum ist die Offenheit und Begeisterung für den Para Sport auch in den Vereinen.“ Ein Achtungserfolg sind die Rekorde und Maßnahmen in 2024 allemal.