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UBSKM startet wissenschaftliche Begleitforschung

Seit 2010 wurden 30.000 Gespräche am Hilfetelefon Sexueller Missbrauch geführt.

Bild vom Hilfetelefon

Am Freitag, den 15.1.2016, startet die neue wissenschaftliche Begleitforschung beim Hilfetelefon Sexueller Missbrauch (0800 2255530). Beauftragt wurde das Universitätsklinikum Ulm unter der Leitung von Prof. Dr. Jörg M. Fegert, der bereits die erste wissenschaftliche Begleitforschung des Hilfetelefons in den Jahren 2010/2011 unter der ersten Unabhängigen Beauftragten, Dr. Christine Bergmann, Bundesministerin a. D., durchgeführt hatte. Für die Qualitätssicherung und Dokumentation werden Anrufende während des Gesprächs gebeten, einige Angaben, beispielsweise zu Alter und Geschlecht sowie zum Hintergrund des Anrufs, zu machen. Diese werden von Fachkräften an den Telefonen in ein Dokumentationsraster eingetragen, sofern Betroffene dem zustimmen. Alle Angaben sind freiwillig und werden vertraulich und vollständig anonymisiert behandelt.

Johannes-Wilhelm Rörig, Unabhängiger Beauftragter für Fragen des sexuellen Kindesmissbrauchs (UBSKM): „Ich freue mich sehr, dass jetzt wieder eine Begleitforschung für das Hilfetelefon eingerichtet wurde. Sie ist eine zusätzliche und sehr wichtige Unterstützung bei der Verbesserung von Hilfen, aber auch bei Fragen der Prävention und Aufarbeitung. Durch die Ergebnisse der Begleitforschung können die Anliegen von Betroffenen, Angehörigen und Fachkräften direkt in unsere Arbeit einfließen. Es ist wichtig und würde mich sehr freuen, wenn dieses Angebot umfassend genutzt wird.“

Silke Noack, Fachberatungsstelle N.I.N.A. e. V. (Nationale Infoline, Netzwerk und Anlaufstelle zu sexueller Gewalt an Mädchen und Jungen) und fachliche Leitung des Hilfetelefons: „Das Hilfetelefon mit seiner Anonymität und Vertraulichkeit bietet einen wichtigen geschützten Rahmen, in dem sich Menschen anvertrauen können. Wir hören Betroffenen zu, unterstützen, stabilisieren und beraten und informieren über weitere Hilfs- und Beratungsangebote vor Ort. Aber auch Menschen aus dem nächsten Umfeld von Kindern können sich bei uns melden, wie Angehörige oder Lehrkräfte.

Viele berichten erst einmal über ein komisches Gefühl. Damit geht man weder zur Polizei, noch zum Jugendamt. Wir geben dann eine erste fachliche Einschätzung, überdenken gemeinsam mögliche Schritte und ebnen auch hier den Weg zu den Beratungsstellen vor Ort. Wir freuen uns, dass die vielen wichtigen Anliegen und Anregungen der Anrufenden nun wieder ausgewertet werden und in die Arbeit des Beauftragten einfließen können.“

Mit der neuen wissenschaftlichen Begleitforschung startet auch ein neues telefonisches Angebot: das Hilfetelefon Forschung (0800 4455530), das sich an Betroffene und Angehörige wendet, die sich an Forschung zu belastenden Kindheitserlebnissen beteiligen möchten. Die Befragung findet anhand eines wissenschaftlich geprüften Fragenkatalogs, dem Childhood Trauma Questionnaire (CTQ), statt, der in zahlreichen Studien eingesetzt wird. Diese Befragung kann auch direkt am Hilfetelefon Sexueller Missbrauch durchgeführt werden, sofern Betroffene und Angehörige im Anschluss an ihr Anliegen am CTQ teilnehmen möchten.

Prof. Jörg M. Fegert, Universitätsklinikum Ulm: „Wir haben uns entschlossen, das standardisierte, international in diesem Zusammenhang am häufigsten eingesetzte Frageinstrument, den Childhood Trauma Questionnaire, CTQ, mit aufzunehmen. Das CTQ erfasst die Häufigkeit und den Schweregrad verschiedener Misshandlungserfahrungen in Kindheit und Jugend. Diese Angaben ermöglichen es, Vergleiche mit internationalen Studien zu ziehen und somit aussagekräftigere Interpretationen unserer Daten zu erhalten. Ziel ist es, ausgehend von den Ergebnissen der Begleitforschung, Handlungsschritte zur Verbesserung der Situation Betroffener sowie zur Prävention abzuleiten.“

Am Hilfetelefon Sexueller Missbrauch und am Hilfetelefon Forschung sind Mitarbeiterinnen und Mitarbeiter der Fachberatungsstelle N.I.N.A. tätig. Sie sind psychologisch, pädagogisch oder medizinisch ausgebildet und haben langjährige berufliche Erfahrung im Umgang mit sexueller Gewalt an Mädchen und Jungen. Die Ergebnisse der wissenschaftlichen Begleitforschung des Hilfetelefons Sexueller Missbrauch sowie die Auswertung des CTQ am Hilfetelefon Forschung werden in regelmäßigen Zwischenberichten dokumentiert und veröffentlicht werden.

Fact Sheet mit weiteren Informationen zum „Hilfetelefon Sexueller Missbrauch“ und zum „Hilfetelefon Forschung“ unter: https://beauftragter-missbrauch.de/nc/presse-service/pressemitteilungen

Hilfetelefon Sexueller Missbrauch (0800 225553) und Hilfetelefon Forschung (0800 4455530):
Sprechzeiten: Montag + Mittwoch: 9–14 Uhr, Dienstag + Freitag: 16–21 Uhr, Sonntag: 15–20 Uhr
(die Anrufe sind kostenfrei und anonym; an Feiertagen sowie am 24. und 31. Dezember sind die Telefone nicht besetzt)

Weitere Informations- und Kontaktmöglichkeiten:
www.hilfeportal-missbrauch.de
www.hilfetelefon-missbrauch.de
beratung@hilfetelefon-missbrauch.de
beratung@save-me-online.de

Quelle: UBSKM