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Interview mit Norbert Fleischmann, dem Vorsitzenden der Deutschen Behindertensportjugend, zum Thema JTFP 2012

Nach zwei Pilotveranstaltungen in den Vorjahren feiert der Schulwettbewerb „Jugend Trainiert Für Paralympics“ (JTFP) 2012 seine offizielle Premiere. Im Hinblick auf das Bundesfinale vom 10. bis 13. Mai im brandenburgischen Kienbaum zieht Norbert Fleischmann, Vorsitzender der Deutschen Behindertensportjugend, Bilanz und beschreibt die weiteren Ziele der JTFP-Partner.

Herr Fleischmann, wo steht der Wettbewerb „Jugend Trainiert Für Paralympics“ kurz vor dem nunmehr dritten Bundesfinale?
Wir sind jetzt im dritten Jahr von „Jugend Trainiert Für Paralympics“ und können nach den zwei „Pilotveranstaltungen“ 2010 und 2011 mit Stolz behaupten, den Wettbewerb jetzt auch erstmals offiziell unter dem Dach der Deutschen Schulsportstiftung analog zu Jugend trainiert für Olympia etabliert zu haben. 2012 ist also unser erstes offizielles Jahr, mit 13 Bundesländern erreichen wir eine neue Teilnehmersteigerung beim Bundesfinale vom 10. bis 13. Mai im Bundesleistungszentrum Kienbaum.

Im Vorjahr fand das Bundesfinale in Kaiserau, NRW, statt. Warum der Umzug?
Der Standortwechsel wurde aufgrund der enorm angestiegenen Teilnehmerzahl nötig. In diesem Jahr erwarten wir ja bereits 350 junge Sportlerinnen und Sportler der vier Wettbewerbsdisziplinen Leichtathletik, Schwimmen, Tischtennis und Rollstuhlbasketball. Im nordrhein-westfälischen Kaiserau haben wir enorm vom dortigen Know-how profitiert. Gleiches werden wir aber auch im Bundesleistungszentrum Kienbaum vorfinden. Es war schlicht eine Frage des Platzes.

Was bedeutet es für Ihren Verband, dass der Wettbewerb nun auch seine „offizielle“ Premiere feiert?
In den beiden Probejahren lag auch ein erheblicher Teil der Organisation und des finanziellen Risikos bei der DBSJ, da uns die Gesamtleitung oblag. Heute stehen wir den Partnern – Bundesinnenministerium, Deutsche Schulsport Stiftung, DBS sowie dem Hauptsponsor Deutsche Bahn AG– als Fachverband beratend zur Seite. Nach dem Vorbild von „Jugend trainiert für Olympia“ wurde eine für alle Seiten gesunde Aufstellung gefunden.

Wäre ein solcher Wettbewerb ohne Unterstützung von Bund und Sponsoren überhaupt möglich?
Ohne die wirklich wohlwollende Unterstützung des Bundesinnenministeriums als Träger und dem Partner Deutsche Bahn AG wäre ein solcher Wettbewerb schlicht nicht vorstellbar. Die Zusammenarbeit mit der Deutschen Bahn könnte dabei aus unserer Sicht nicht partnerschaftlicher und offener sein. Für mich ist die Deutsche Bahn AG als Hauptsponsor der ersten Stunde nicht nur Hebamme, sondern auch Patentante unseres „Kindes“ JTFP.

Wo liegt noch weiteres Entwicklungspotenzial?
Die Zusammenarbeit zwischen Verbänden, Sponsoren und den Kultusministerien der Länder wird die Zukunft ausmachen. Alle Beteiligten wissen, dass wir schon sehr weit sind, aber noch immer lernen und die Prozesse weiter verbessern müssen. Wir sind erst im dritten Jahr und von Null auf einen heute beachtlichen Stand gestartet. Vonseiten des DBSJ werden wir die Entwicklung jedenfalls auch weiterhin mit viel Engagement vorantreiben und versuchen, eine Erweiterung des Bundeswettbewerbs für alle Förderschwerpunkte aus allen Schulformen und aus allen Bundesländern zu erzielen und diese zu integrieren.

Und wie zufrieden sind sie mit den heutigen Teilnehmerzahlen?
Wir würden uns natürlich wünschen, dass alle Bundesländer teilnehmen und bei den jeweiligen Landeswettbewerben so viele Schulen wie möglich an den Start gehen. Als Vorbilder seien hier nur Nordrhein-Westfalen und Hessen genannt, wo teilweise bis zu zehn Schulen um eine Teilnahme am Bundesfinale kämpfen.
Mit welchen Problemen haben Länder und Schulen zu kämpfen?
Es gibt natürlich immer wieder organisatorische Hürden. So machen die fest geregelten Heimfahrten an den Förderschulen nicht selten ein Nachmittagstraining unmöglich. „Wann trainieren wir?“, ist daher häufig die Grundfrage – schließlich bieten die Stundenpläne nur selten Raum für neue Sportarten oder Sondereinheiten vor einem Wettbewerb.

Warum lohnt es sich, diese und andere Hürden zu überwinden?
Für die Kinder und Jugendlichen bedeutet eine Teilnahme, Selbstbewusstsein zu sammeln und sich neue Ziele zu setzen. Das Gemeinschaftsgefühl, das die Teilnehmer auch in Kienbaum wieder erleben werden, ist zudem schlicht einmalig. Wer dabei ist, teilt die große Freude am Sport, aber auch am geselligen Drumherum.

Spielt der Leistungssportgedanke dabei überhaupt eine Rolle?
Gerade den Wettbewerbscharakter halten wir für ungemein wichtig. Wo es vorher lediglich vereinzelte Sportfeste mit Rundlaufkarte und Einzelstationen gab, haben wir heute echte Ausscheidungsrunden. Für die jungen Sportler mit Behinderung ist es eine positive Erfahrung, Erfolge zu feiern, aber auch mit sportlichen Niederlagen umzugehen. Für den einen oder anderen ist es sicherlich der erste Schritt zu weiteren Wettbewerben oder sogar zu den Paralympics.

Geht es also um Breitensport oder eine Art Talentschau für die Behindertensportvereine?
Ich würde schätzen, dass es bei JTFP zu etwa 90 Prozent um reinen Breitensport und den Einstieg in den Wettkampfsport geht. Diese Grundlagenarbeit ist äußerst wichtig für alle Beteiligten. Aber natürlich haben wir echte Talente dabei – warum also nicht auch Paralympics-Teilnehmer von morgen? Bei unseren Wettbewerben – dies gilt für Landesfinals als auch für das Bundesfinale - sind immer auch Fachleute unseres Verbandes zur Sichtung vor Ort. Die sichten natürlich auch für den Spitzensport und hoffen auf Paralympics-Stars von morgen.

Welchen Effekt hat ein Wettbewerb wie JTFP für die Paralympics-Bewegung?
Die JTFP-Wettwerbe werden bei den Teilnehmern und Zuschauern auch einen positiven Effekt auf die Popularität der Paralympics haben. Man darf nicht vergessen, dass Kinder und Jugendliche mit Behinderung nicht automatisch Interesse am Behindertensport der Erwachsenen haben. Hier leisten wir ebenfalls einen Beitrag, indem wir an die verschiedenen Disziplinen heranführen und Begeisterung wecken.

Wie lautet also Ihr Fazit vor dem ersten offiziellen Bundefinale im Mai?
Jugend Trainiert Für Paralympics“ ist wie „Jugend trainiert für Olympia“ zu einer echten Marke geworden – und das in kürzester Zeit. Darauf können wir DBSJ sowie alle Partner und Teilnehmer stolz sein. Jetzt heißt es: weiter lernen, weiter wachsen und weiter Begeisterung am Behindertensport wecken.