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Der Zug der Zukunft

Bentele und Buggenhagen bei "Jugend trainiert für Paralympics"

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180 Kinder und Jugendliche in 26 Mannschaften aus zwölf Bundesländern kämpften am Donnerstag die Sieger des zweiten Bundeswettbewerbs von JUGEND TRAINIERT FÜR PARALYMPICS aus. Und bekamen nebenbei Antworten auf brennende Fragen.

Wenn kindlicher Bewegungsdrang auf 21 Goldmedaillen trifft, kann das für beide Seiten ein Erlebnis sein.

Nachzufragen bei Verena Bentele, zwölffache Paralympics-Siegerin in Biathlon und Langlauf, bei Marianne Buggenhagen, als Leichtathletin neun Mal paralympisch gekrönt, und bei 180 Schülern und Schülerinnen mit körperlich-motorischem Förderschwerpunkt.

Letztere bestritten diese Woche den zweiten Bundeswettbewerb JUGEND TRAINIERT FÜR PARALYMPICS und die zwei großen Damen des deutschen Behindertensports waren als Gäste in Kienbaum.

Ins dortige Bundesleistungszentrum hatten die Veranstalter – die Deutschen Behindertensportjugend, der Deutsche Behindertensportverband, die Deutsche Schulsportstiftung sowie Wirtschaftspartner Deutsche Bahn – die 26 Mannschaften aus 12 Bundesländern geladen.

Vor allem am Donnerstag, Datum der sportlichen Entscheidungen, sammelten Buggenhagen und Bentele Eindrücke von dem Event, das der nationalen paralympischen Bewegung einen Schub geben soll – auch in Hinblick auf 2018: Bentele ist Botschafterin für die Olympische und Paralympische Bewerbung Münchens um die Winterspiele.

Nicht schulfrei, sondern Bock auf Sport

In Kienbaum erlebte der sehbehinderte Skistar Sommersport, in vier verschiedenen Disziplinen: Rollstuhlbasketball, Tischtennis, Leichtathletik, Schwimmen.

Als Bentele einem Basketballspiel beiwohnt, sitzt sie in einer gut gefüllten Halle, unter Trauben von Teenagern, die die Teams anfeuern und, bei coolen Dribblings oder Würfen, bejubeln. „Als Wettkampfsportlerin schau ich auf die Stimmung“, sagt sie, „und ich bin wirklich überrascht über die intensive, schöne Atmosphäre.“

Sie sieht ihren Eindruck von einem Talk mit den 10- bis 17-Jährigen am Mittwoch bestätigt: „Es ist nicht leicht, Jugendliche für etwas zu begeistern. Aber diese hier sind mit Interesse und Spaß bei der Sache. Die sind nicht wegen zwei Tagen schulfrei hier, sondern weil sie Lust auf Sport haben und etwas lernen wollen.“

Besuch im Kraftraum

Buggenhagen sagt, sie habe „nie gedacht, dass wir so viele sportbegeisterte Kinder und Jugendliche in Deutschland haben“ - tatsächlich nehmen in Kienbaum mehr Schüler (180 zu 130) aus mehr Ländern (12 statt 9) Teil als beim ersten Bundeswettbewerb 2010 in Kamen-Kaiserau.

Die Leichtathletin hatte schon am Morgen Besuch, beim Gewichte stemmen im Kienbaumer Kraftraum: Neugierige Nachwuchs-Paralympioniken schauen rein und fragen sie nach ihren Trainingsschwerpunkten.

Später, in einer Gesprächsrunde mit den Teilnehmern, hört sie Fragen wie: „Warum bist Du schon so alt?“

Die 53-Jährige verweist auf ihre Querschnittslähmung (mit 22) und ihren späten Einstieg ins Leistungstraining (mit 37), bevor sie betont, dass der Rollstuhl für sie kein Gefährt, sondern ein Sportgerät sei, und der Sport an sich nichts weniger als Lebensbewältigung. „Früher konnte ich mir die Hose nie selbst anziehen, plötzlich ging das.“

Daniel, der Frühstarter

Es gehe in Kienbaum nicht primär um Leistungssport, meinen Buggenhagen wie Bentele.

Die Biathletin hat eine Goldmedaille unter den Teilnehmern rumgehen lassen. „Die fanden das toll, aber um richtig "angefixt" zu sein, sind paralympische Spiele noch zu weit weg“, fasst sie die Reaktionen und Fragen zusammen.

Weit weg? Das sieht Daniel Baumert ganz anders. Er hat erheblich zum Sieg der Bauhausschule Cottbus in der Leichtathletik-Wertung beigetragen und will „auf jeden Fall zu den Paralympischen Spielen“, am liebsten „zu den nächsten“, wie er vor der Kamera des „Morgen-Magazins“ sagt.

Aber 2012 in London wird wohl noch nichts. Eher startet er dann in Kienbaum oder anderswo – JUGEND TRAINIERT FÜR PARALYMPICS, bisher ein Pilotprojekt, wird es künftig regulär geben.

Mehr noch. Lutz Gau, der als Mitglied der Sport-Kommission der Kultusministerkonferenz eine entscheidende Stimme in der Steuerungsgruppe vertritt, sagt: „Der Wettbewerb wird garantiert wachsen.“ Unter anderem wolle man Kinder mit anderen Förderschwerpunkten einbeziehen.