Aktuelles aus dem Bereich Medizin im DBS

DOSB-Tagung „Sportmedizin im Spitzensport“

In Vorbereitung auf die Olympischen Spiele in Sotschi 2014, nahmen am 29. und 30. November 230 Verbandsärztinnen und –ärzte an der DOSB-Tagung „Sportmedizin im Spitzensport“ in Oberursel teil. Auch vom DBS waren 11 Sportärztinnen und -ärzte vor Ort. Traditionell wurde am Freitagnachmittag das Anti-Doping Seminar zum aktuellen Stand der Dopingbekämpfung abgehalten. Anhand von Multiple Choice Fragen stellte Prof. Wilfried Kindermann das Fachwissen seiner Kolleginnen und Kollegen hinsichtlich aller Neuerungen der Verbotsliste 2014 auf die Probe.

Anti-Doping

Marlene Klein von der Nationalen Anti-Doping-Agentur (NADA) brachte die Teilnehmer zu den medizinischen Ausnahmegenehmigungen von nationaler Seite auf den neuesten Stand. Sie erläuterte ausführlich, wie die behandelnden Ärzte idealerweise bei der Gabe von Medikamenten eine Therapeutic Use Exemption (TUE) zu erstellen haben. Dr. Lars Mortsiefer (ebenfalls NADA) berichtete von den Neuerungen des WADA Codes, der zum 1. Januar 2015 in Kraft treten wird. Dieser wurde vom Stiftungsrat der WADA im November 2013 in Johannesburg verabschiedet. Der neue Code sieht unter anderem ein verschärftes Sanktionssystem vor, das mit einer Regelsperre von vier Jahren bei vorsätzlich/absichtlich begangenen Verstößen einhergeht und eine Verlängerung der Verjährungsfrist von acht auf zehn Jahre vorsieht.

Drei Ernährungsberater/innen der Olympiastützpunkte schilderten in Fallbeispielen eindrucksvoll, wie Athleten im täglichen Training und im Wettkampf mit dem Konsum von Nahrungsergänzungsmitteln konfrontiert werden und umgehen. Hier wurde deutlich, wie Sponsoren und Hersteller von Nahrungsergänzungsmitteln Einfluss auf die Athleten nehmen. Zudem wurde ebenfalls die mögliche Verunreinigung von Produkten thematisiert. Es wurden Empfehlungen ausgesprochen, wie die Verbandsärzte in solchen Fällen mit den Sportlern agieren können und sollen. 

Dr. Bidlingmaier (TU München) stellte den Teilnehmern in seinem Beitrag zum Nachweis von Wachstumshormonen den letzten Entwicklungsstand dar. Bei der Klärung der Frage nach dem „Unfair advantage“ eines Athleten durch die Einnahme von Wachstumshormonen, blieb die endgültige Antwort zur Wirksamkeit offen. Es kursieren hingegen Vermutungen, dass Athleten der Meinung seien, es helfe, weil es verboten ist. Oder rührt der Gedanke der Wirksamkeit eher darin, dass bei der Einnahme die Schmerzen der Nebenwirkungen so groß sind, dass Athleten davon ausgehen, dass es wirkt? Ein Missbrauch von Wachstumshormonen wird meist bei Trainingskontrollen oder “gezielten” Tests gefunden.

Den Abschluss des ersten Tages gestaltete Prof. Heiko Striegel aus Tübingen mit der Thematik „Der Arzt im Spannungsfeld zwischen Verband, Verein und Sportler“. Er zeichnete anschaulich das Problem von Ärzten, Trainern und Medizinern nach und machte deutlich, welche Folgen eine nachlässige Dokumentation im Spitzensport nach sich ziehen kann. Zudem sei die Schweigepflicht der Ärzte eine unerlässliche Bestimmung, die aus rechtlichen Gründen unter keinen Umständen gebrochen werden sollte.

Sotschi 2014

Der leitende Olympiaarzt und wissenschaftliche Tagungsleiter, PD Dr. Bernd Wolfarth (TU München/IAT Leipzig) stimmte die Teilnehmer auf die guten Gegebenheiten vor Ort in Russland ein. Die medizinische Versorgung werde einem hohen Standard entsprechen. Zudem erläuterte er die geltende Needle Policy, welche besagt, dass alle Behandlungen, bei denen Nadeln eingesetzt werden, auf einem Formular dokumentiert und dem IOC gemeldet werden müssen. Prof. Gärtner (Universität des Saarlandes) stellte in diesem Zusammenhang die Aspekte der Hygiene bei Lehrgängen und Wettkämpfen heraus. Sie erläuterte, wie eine Infektprophylaxe in Mannschaften praktiziert werden könne und gab Tipps zur Reduktion der Übertragungschancen.

Aus der Forschung in die Praxis

Ergänzt wurde die Veranstaltung mit der Präsentation erster Ergebnisse von Forschungsprojekten des Bundesinstituts für Sportwissenschaft. Prof. Tim Meyer (Saarbrücken) stellte erste Resultate aus einer breit angelegten Studie zum Regenerationsmanagement vor. In diesem Feld lägen noch Leistungsreserven, die der Spitzensport nutzen könne. Ebenso wichtig sind die Screeninguntersuchungen zur Prävention des plötzlichen Herztods, die in einem Multicenter-Projekt von Dr. Wolfarth untersucht werden. Prof. Thiel (Tübingen) verdeutlichte, welche Risiken Jugendliche für sportlichen Erfolg bereit wären einzugehen bzw. welche Schmerzen sie schon in jungen Jahren während des Trainings ertragen ohne sie behandeln zu lassen, aus Angst nicht mehr spielen zu dürfen.

Psychiatrische Aspekte

Im Themenfeld der psychischen Gesundheit von Athleten stellten die Professoren Spengler (Hannover) und Kleinert (DSHS Köln) unterschiedliche Fragebögen zum Screening von Depressivität vor. Sie seien auch ein praktisches Instrument in der Trainingsbegleitung, womit erste Anzeichen früh detektiert werden könnten. Spengler stellte heraus, dass Sportler genauso häufig psychisch erkrankten wie Menschen aus anderen Teilen der Gesellschaft. Der Sport stelle also kein erhöhtes Risiko dar. Kleinert zeigte, dass mental gestärkte Athleten zumeist auch psychisch gesund sind. Hier gäbe es kausale Zusammenhänge, die er mit wissenschaftlichen Daten hinterlegte.

Auge und Sport

Im Themenschwerpunkt „Auge und Sport“ erörterten Vertreter des Ressorts Sportophthalmologie des Bundesverbandes der Augenärzte die Notwendigkeit einer visuellen Leistungsdiagnostik sowie die Korrektur von Fehlsichtigkeit. Dr. Jendrusch (Ruhr-Universität Bochum) zeigte, dass laut wissenschaftlicher Untersuchungen 20 Prozent der Spitzensportler ihren Sport ohne Korrektur ausüben. Hier könne durch einfache Maßnahmen die Leistungsfähigkeit optimiert werden.

Dr. Katlun aus Heidelberg thematisierte die Leistungsfähigkeit nach schweren Augenverletzungen bzw. nach einer Operation. Hier sei nur selten eine Einschränkung der Sporttauglichkeit gegeben. Die meisten Athleten sind nach kompetenter sportärztlicher Behandlung wieder in der Lage ihren Sport uneingeschränkt auszuüben.

Bei einer Korrektur von Fehlsichtigkeit durch Kontaktlinsen verdeutlichte Dr. Dieter Schnell (Ruppichteroth) die Vorteile, wie ein uneingeschränktes Gesichtsfeld. Bei der Verwendung orthokeratologischer Linsen sei allerdings zu beachten, dass aufgrund der Verformung der Hornhaut durch das Tragen der Linse über Nacht, durchaus Probleme auftreten könnten. Hier müsse die Verwendung sorgfältig mit dem Augenarzt abgeklärt und stetig kontrolliert werden.

Quelle: DOSB, Ergänzungen DBS