Sport mit Erwachsenen

Die Gruppe der Erwachsenen stellt den größten Anteil an der deutschen Bevölkerung. Die Altersgruppe zwischen 20 und 40 Jahren ist mit etwa 24,1 % und die Altersgruppe zwischen 40 und 60 Jahren mit etwa 30,3 % vertreten (vgl. Statistisches Bundesamt, 2015). Das Durchschnittsalter lag 2014 bei 44,3 Jahren. Auch ist bei Erwachsenen der Anteil derer, die durch einen Unfall oder eine Krankheit eine Behinderung erworben haben, am größten. Generell sind 73 % der Menschen mit einer Behinderung über 55 Jahre alt (vgl. Statistisches Bundesamt, 2005). Umso größer ist auch die Bedeutung des Breitensports für erwachsene Menschen mit Behinderung.

Besonderheiten und Motive

Das Erwachsenenalter zeichnet sich durch einige Besonderheiten aus. Aufgrund der Länge des Erwachsenenalters, das sich über etwa 40 Jahre erstreckt, bestehen große Unterschiede zwischen den unterschiedlichen Lebensabschnitten:

  • Ausrichtung auf Erwerbsstatus – Arbeitsfähigkeit – Berufseinstieg – Berufswiedereinstieg
  • Unterschiedliche Lebenszusammenhänge: Familiengründung, Entwicklung der Kinder, wandelnde gesellschaftliche Bedingungen
  • Zeitlich hohe Belastung durch Beruf, Familie, Ehrenamt etc.

Auch liegen im Erwachsenensport viele unterschiedliche Motive zum Sporttreiben vor: Spaß an der Bewegung und am gemeinsamen Sporttreiben mit anderen stehen bei Menschen mit Behinderung im Erwachsenenalter ebenso im Vordergrund wie das Motiv der Gesunderhaltung. Aus diesem Grund ergibt sich die Notwendigkeit die Sportangebote offen und breit aufzustellen, damit Menschen mit den unterschiedlichsten Vorkenntnissen und sportlichen Fähig- und Fertigkeiten teilnehmen können. Häufige Motive im Erwachsenenalter sind:

  • Geselligkeit und Spaß
  • Bewegung
  • Wohlbefinden
  • Gesundheit
  • Fitness
  • Ausgleich zum Alltag

Eine Verbesserung der Lebensqualität und eine Vermeidung von Folgeschäden bzw. Abschwächung dieser stellen dabei nur einige positive Nebeneffekte dar.

Sport mit Erwachsenen in der Praxis

In Vereinen und Verbänden wird häufig ein breit gefächertes und wohnortnahes Angebot zur Verfügung gestellt. Die Besonderheit in der Ausrichtung der Sportangebote liegt, wie bereits beschrieben, in der langen Spanne des Erwachsenenalters. Junge Erwachsene bis Mitte 30 wählen oft kommerzielle Sportangebote. Frauen hören ab diesem Alter häufig aus verschiedensten Gründen mit dem Sport auf, bevor sie im mittleren bis späten Erwachsenenalter ab ca. 45-50 Jahre erneut mit dem Sporttreiben beginnen – hier meist aus Gesundheitsaspekten.
Die Schwierigkeit für Vereine und Verbände liegt daher darin, ein flexibles Sportangebot, das auf die entsprechende Altersklasse zugeschnitten ist, anzubieten. In der Praxis ist es noch häufig so, dass im Erwachsenensport keine Alterseinteilung für die Sportangebote vorgenommen wird. Dadurch kann sich die Problematik ergeben, dass sich viele Sportangebote an junge bzw. ältere Erwachsene richten. Die Altersklasse der 25-45-Jährigen wird dadurch schnell in der gezielten Ansprache vernachlässigt. Diese Zielgruppe birgt durch die unterschiedlichen Lebenssituationen und -umstände einige Schwierigkeiten in der Angebotsplanung. Um dennoch attraktive Sportangebote anzubieten, werden im weiteren Verlauf Beispiele genannt.

Beispiel: Individualsport

Weit verbreitet im Erwachsenenalter sind Individualsportarten wie Joggen oder Krafttraining. Hier bieten sich viele tolle Möglichkeiten, altersgerechte Angebote zu schaffen.
Als Beispiel wird hier die Laufgruppe der Lausitzer Werkstätten gGmbH genannt werden. Gemeinsam trainieren Angestellte und Menschen mit Behinderung in ihrer Freizeit. Die Freude am Laufen motiviert und verbindet alle Teilnehmer/innen. Die Teilnahme an Laufsportveranstaltungen bilden immer wieder die Höhepunkte der Gruppe.
Link: http://www.hoyerswerda-marathon.de/

Beispiel: Flexible Übungszeiten

Laufgruppen besitzen den großen Vorteil unabhängig von Sporthallenzeiten trainieren zu können und so flexible Zeiten anzubieten. Dies ist für berufstätige Erwachsene ein großer Vorteil. Ebenso flexibel können vereinsgeführte Fitnessstudios genutzt werden, indem freie Trainingszeiten zu unterschiedlichen Tageszeiten angeboten werden.

Beispiel: Sportveranstaltungen

Sportveranstaltungen bieten die Möglichkeit viele Menschen mit und ohne Behinderung unter wechselnden Mottos zu Bewegung zu motivieren.
Als Beispiel für Männer ist hier die Kerlgesund-Tour des LandesSportBundes Niedersachsen e.V. zu nennen: An verschiedenen Standorten werden Sportarten zum Ausprobieren, Workshops und Angebote aus den Vereinen speziell für Männer vorgestellt und durchgeführt. Im Mittelpunkt der Sporttage stehen das Ausprobieren von Sportarten, der Austausch von Erfahrungen und der Spaß an der Bewegung.
Link: http://www.lsb-niedersachsen.de/se_kerlgesund-tour-2016.html

Beispiel: Das Deutsche Sportabzeichen für Menschen mit Behinderung

Das Deutsche Sportabzeichen bietet allen Interessenten die Möglichkeit sich körperlich zu betätigen, um das Sportabzeichen zu erwerben. Offene Sporttreffs bieten häufig flexible Trainingszeiten an und nehmen zudem die Leistungen ab. Für Menschen mit Behinderung sind die Anforderungen an die Behinderung angepasst. Eine ausführlichere Beschreibung wird unter dem Punkt „Exkurs: Deutsches Sportabzeichen für Menschen mit Behinderung“ vorgenommen.
Link: https://www.dosb.de/de/sportentwicklung/sportabzeichen/
Link: http://www.dbs-npc.de/sportentwicklung-breitensport-deutsches-sportabzeichen.html

Beispiel: Werbung mit den Bonusprogrammen der Krankenkassen

Viele Krankenkassen bieten für ihre Versicherten ein Bonusprogramm an, bei dem durch das Sammeln von Punkten bei verschiedenen Aktionen, Prämien ausgeschüttet werden. Häufig werden der Erwerb eines Sportabzeichens und die Teilnahme an einer Gemeinschaftsveranstaltung des Volks- und Breitensports, z. B. Joggen über Lauftreffs, Volks- bzw. Stadtläufe, Radtouren, Wanderungen für den Punkteerwerb angerechnet. Voraussetzungen und Bedingungen sind bei der jeweiligen Krankenkasse zu beachten. Der Sportverein kann mit dem Bonusprogramm werben, indem spezielle Angebote beworben werden.

Beispiel: Auswahl an Sportarten

Die in Kapitel 3 vorgestellten Sportarten werden in vielen Vereinen und Verbänden zielgruppenspezifisch für Erwachsene angeboten. Bei den Mannschaftssportarten gibt es häufig Männer-, Frauen- bzw. Mixed-Mannschaften. Großer Beliebtheit erfreuen sich Sportarten wie Fußball, Tennis und Nordic Walking.

Beispiel: Projekte um die Zielgruppen der Erwachsenen erweitern

Projekte, die für eine bestimmte Zielgruppe z. B. Kinder und Jugendliche initiiert und durchgeführt werden, können durch den Sportverein bzw. -verband auf die Zielgruppe der Erwachsenen übertragen werden. Als Beispiel ist hier das in 2013 gestartete Gemeinschaftsprojekt „KOMM! in den Sportverein“ vom Landessportbund Sachsen und dem Sächsischem Staatsministerium des Innern zu nennen. Zunächst wurden Gutscheine für eine kostenfreie Mitgliedschaft im Sportverein an Grundschüler/innen verteilt. Seit der Neuausrichtung des Projekts wurden in jedem Kreis- und Stadtsportbund Regionalkoordinator/innen eingesetzt, deren Aufgabe es ist, regionale Netzwerke zur Bewegungsförderung aufzubauen. Angesprochen sind nunmehr Erwachsene ab 50 Jahren und Familien.
Link: https://www.sport-fuer-sachsen.de/komm-in-den-sportverein-a-216.html

Weitere Ideen

  • Volkslauf, Triathlon-Veranstaltungen
  • Vorbereitendes Training für Mitarbeiter/innen von Firmen etc. für Betriebsläufe
  • Sportangebote mit Themen verknüpfen, wie: „Raus in die Natur“, „Mountain Bike Tour im Umland“, „Klettern Indoor/Outdoor“
  • Offene Sporttreffs, z. B. Treffen an öffentlichen Trimm-Dich-Pfaden unter Leitung von qualifizierten Übungsleiter/innen
  • Zielgruppenspezifische Angebote: Familienbosseln, Frauen-Walking-Treff, Männer-Lauf-Treff
  • Freizeiten und Ausflüge: Winterfreizeit, Ski- und Snowboard-Woche, Teilnahme an Survivals-Runs
  • Wandertage, Radwandertage, Tandemangebote

Weitere Informationen

Zahlen zur erwachsenen Bevölkerung in Deutschland werden regelmäßig vom Statistischen Bundesamt veröffentlicht.
Link: https://www.destatis.de/DE/ZahlenFakten/GesellschaftStaat/Bevoelkerung/Bevoelkerung.html