Gewalt im Sport

Im Hinblick auf sexualisierte Gewalt und den Missbrauch an Kindern, Jugendlichen und Erwachsenen ist der organisierte Sport sowohl als „Aufmerksamkeitssystem“ als auch als Gelegenheit für potenzielle Täter und Täterinnen zu sehen.

Denn Täter*innen suchen gezielt Situationen, in denen sie auf leichte und unkomplizierte Weise (körperliche) Kontakte eingehen und aufbauen können. Und da gerade  Sportvereine mit einem hohen Abhängigkeitspotential behaftet sind, besteht die Gefahr, dass sich Täter*innen genau mit dieser Intention in Sportvereine begeben.

Der organisierte Sport muss also einen wirkungsvollen Beitrag leisten, der sowohl Maßnahmen zur Vermeidung/ Verhinderung von Delikten im Sport, als auch Stärkung von Kindern, Jugendlichen und Erwachsenen mit Behinderung, insbesondere Menschen mit geistiger Behinderung in ihren Selbstbehauptungskompetenzen und Persönlichkeitsentwicklung durch Sport umfasst.

Die Besonderheiten im Sport:

  • Körperzentriertheit der sportlichen Aktivitäten
  • Notwendigkeit von Körperkontakt
  • Spezifischen Sportkleidung
  • „Umziehsituationen“
  • Rahmenbedingungen wie Fahrten zu Wettkämpfen mit Übernachtungen etc.
  • Abgeschirmte Situationen bei denen die Handlung einfach geleugnet oder die „Schuld“ dem Opfer zugewiesen werden kann
  • Rituale wie Umarmungen z.B. bei Siegerehrungen

Die Erscheinungsformen von sexualisierter Gewalt im Sport sind vielseitig:

  • Verbale/gestische Übergriffe und sexistische Sprüche
  • Grenzverletzung bei Kontrolle der Sportkleidung
  • Fotografieren von Sportler*innen mit körperlicher Behinderung zur eigenen Befriedigung sexueller Bedürfnisse
  • Übergriffe bei der Hilfestellung (z.B. als Versehen getarnte Berührungen im Intimbereich)
  • Verletzungen der Intimsphäre durch Eindringen in Umkleiden und Duschen
  • sexueller Missbrauch

Forschungsergebnisse zu sexualisierter Gewalt im Sport (Vgl. Studie "SafeSport"):

  • Kadersportler*innen sind weder häufiger noch seltener sexualisierter Gewalt ausgesetzt als die Allgemeinbevölkerung
  • Zwischen Kadersportler*innen mit Behinderung sowie Kadersportler*innen ohne Behinderung gibt es keine signifikanten Unterschiede in der Häufigkeit der Gewalterfahrungen
  • Sexualisierte Gewalt im Sport wird sowohl durch Erwachsene als auch durch Jugendliche ausgeübt
  • Sexualisierte Gewalt unter Gleichaltrigen im Sport tritt insbesondere in Form von sexualisierter Gewalt ohne Körperkontakt auf
  • In Vereinen mit einer klar kommunizierten „Kultur des Hinsehens und der Beteiligung“ ist das Risiko für alle Formen sexualisierter Gewalt signifikant geringer

Sexualisierte Gewalt wurde in der Studie als Oberbegriff für verschiedene Formen der Machtausübung mit dem Mittel der Sexualität definiert. Darunter fallen somit sowohl Handlungen mit als auch ohne Körperkontakt und grenzverletzendes Verhalten. Hierzu zählen z.B. verbale oder gestische sexualisierte Übergriffe, sexualisierte Handlungen ohne Körperkontakt (z.B. das Zeigen pornografischer Inhalte), sexualisierte Berührungen am Körper, Entblößen, versuchte oder erfolgte Penetration und physische Verletzungen und Misshandlungen mit sexuellem Hintergrund.

Weiterführende Literatur:

Deutsche Sporthochschule Köln (2016). "Safe Sport" Schutz von Kindern und Jugendlichen im organisierten Sport in Deutschland: Erste Ergebnisse des Forschungsprojektes zur Analyse von Häufigkeiten, Formen, Präventions- und Interventionsmaßnahmen bei sexualisierter Gewalt.

dsj-Qualifizierungsmodul "Gegen sexualisierte Gewalt im Sport"