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Rollstuhlbasketball-EM: Beide Teams in der KO-Runde

Jan Gans
Jan Gans © Werner Schorp

Bei den Rollstuhlbasketball-Europameisterschaften auf Teneriffa sind sowohl die deutschen Damen als auch die Herren in die KO-Runde eingezogen. Die Damen Auswahl um Martin Otto hat die Gruppenphase mit einer blitzsauberen Bilanz von fünf Siegen aus fünf Spielen beendet und steht somit direkt im Halbfinale. Dort treffen sie erneut auf das Team aus Frankreich. Die Herren haben sich ihre Viertelfinalteilnahme mit dem Sieg im letzten Gruppenspiel gegen Israel gesichert und treffen nun auf Gastgeber Spanien. 

Das Herren Team blickt auf eine durchwachsene Gruppenphase zurück. Dem deutlichen Sieg im Auftaktspiel gegen Litauen folgte ein weiterer Erfolg gegen die Auswahl aus Schweden. Dabei legte die Auswahl von Headcoach Nicolai Zeltinger einen Blitzstart sondersgleichen aufs Parkett und zündete über das 7:2 (Minute 3) und das 12:2 (Minute 4) ein offensives Feuerwerk im Pabellon Las Torres ab. Vor allem Thomas Böhme agierte nach Belieben und sammelte zahlreiche Punkte für das deutsche Konto. Auch in der zweiten Spielhälfte blieb die Herren-Auswahl des Team Germany weiter am Drücker. Mit 79:58 fuhr man den zu keiner Zeit gefährdeten Sieg nach Hause. „Wir sind heute mit dem zweiten Spiel im Turnier wesentlich zufriedener als mit dem, was wir vorher gezeigt haben. Wir haben gegen die starken Schweden vor allem offensiv eine hervorragende erste Halbzeit gespielt und sind jetzt so richtig ins Laufen gekommen", berichtete Zeltinger nach der Partie.

Im dritten Spiel hingegen mussten sich die Herren stark spielenden Türken mit 45:87 geschlagen geben. Ab Minute eins der Partie ließen sich die deutschen Herren buchstäblich die Butter vom Brot nehmen. Der Gegner aus der Türkei legte los wie die Feuerwehr und überrollte die deutsche Defense mit einem stattlichen 15:0 -Lauf. Bis zur Halbzeit prangte bereits ein deutlicher 24:57 Rückstand auf der Anzeigetafel. Die deutsche Herren Auswahl fand auch im zweiten Spielabschnitt kein probates Mittel, um gegen den starken Gruppengegner ein wenig Parolie zu bieten. Lediglich Center Jan Gans schaffte es hin und wieder, sich einen Weg durch das türkische Bollwerk zu bahnen. Über das 77:36 (Minute 30) musste man den Gegner auch in den zweiten zwanzig Minuten ziehen lassen und hatte am Ende eine bittere 45:87 Niederlage zu verdauen.

Auch gegen die amtierenden Europameister aus Großbritannien war für die deutsche Auswahl nichts zu holen. Dabei sollte es keine 24 Sekunden dauern, bis die deutschen Herren bereits die ersten Punkten in der eigenen Reuse kassieren mussten und sich beim Stand von 2:9 (Minute 3) und 6:17 (Minute 7) schnell einem zweistelligen Rückstand gegenüber sahen. Gegen die treffsicheren Briten hatten die deutschen Korbjäger erneut kein probates Mittel zu Hand, um ein wenig Parolie zu bieten. So wuchs der Rückstand bis zum Pausentee über das 14:25 (Minute 15) und 14:32 (Minute 17) bis auf 26 Zähler zum 15:41 an. Über das 28:57 nach drei Vierteln musste man sich nach der Niederlage gegen die Türkei am Vortag nun auch gegen Terry Bywater und Co. mit 38:69 geschlagen geben. 

„Wir kommen einfach aktuell nicht an das Level heran, das Mannschaften wie die Türkei und auch Großbritannien spielen. Das müssen wir einfach so akzeptieren und auch respektieren. Uns ist in diesem Spiel aufgezeigt worden, dass wir noch viele Dinge zu lernen haben und das müssen wir in diese junge Mannschaft einbringen", sagte Zeltinger nach der zweiten Niederlage in Folge.

Im Spiel gegen Israel ging es dann für die deutsche Herren um den Einzug ins Viertelfinale. Dabei entwickelte sich zunächst ein Spiel auf Augenhöhe zwischen den ING DiBa Korbjägern und der Auswahl aus Israel. Beide Teams wussten um die Wichtigkeit der Partie. Nach einem 10:12 (Minute 6) Rückstand und dem 14:15 (Minute 7) ging es mit einer hauchdünnen Führung beim Stand von 20:19 in die erste Viertelpause, die sich bis zum Ertönen der Halbzeitsirene auf eine elf Punkte Führung ausgebaut werden konnte. Mit aufmerksamer Arbeit am Rebound und schnellem Umstellen in der Offense zogen die deutschen Herren in der zweiten Halbzeit weiter davon. Alex Halouski ,Jan Gans und Thomas Böhme drückten nochmals aufs Gas und brachten gemeinsam mit dem 74:53 (Minute 35) und der damit verbundenen 20 Punkte Führung den wichtigen Sieg für das Team Germany endgültig in trockene Tücher.

„Wir wollten dieses Spiel unbedingt gewinnen und haben dem Druck Stand gehalten. Wir haben es geschafft und sind dritter in der Vorrunde. Jetzt werfen wir den Blick nach vorne. Ich bin zufrieden damit, wie wir uns gefangen und hinten raus gepowert haben“, berichtete ein zufriedener und entspannter Nicolai Zeltinger über das Spiel seiner Auswahl.

 

Damen Auswahl steht ungeschlagen im Halbfinale
Laura Fürst
Laura Fürst © Tanja Feddersen

Die Damen hingegen ließen in der Gruppenphase nichts anbrennen und sorgten mit Siegen gegen starkte Teams aus Großbritannien und der Niederlande für erste Überraschungen. Nach dem erfreulichen Auftaktsieg gegen Großbritannien folgte ein weiterer Erfolg gegen Gastgeber Spanien. In der Arena Las Torres agierte die deutsche Auswahl mit einer soliden Arbeit in der eigenen Verteidigung und beim Rebound und erarbeitete sich dadurch eine komfortable 23:10 Führung bis zur Halbzeitpause. Mit Beginn des dritten Viertels nahm die Partie dann auf beiden Seiten Tempo auf. Zwar konnten die Gastgeberinnen das Spiel nun von der Punkteverteilung auf Grund einer nun nachlässigeren Verteidigung der deutschen Damen etwas offener gestalten, doch auf jeden offensiven Angriff hatte die Auswahl von Martin Otto jetzt die passende Antwort parat. Zwar setzte die Auswahl aus Spanien nochmals zu einem kurzen Endspurt an, doch die ING Diba Korbjägerinnen brachten das Spiel am Ende mit 49:35 souverän nach Hause.

Gegen die Türkei folgte dann im dritten Spiel ein ungefährdeter 57:21 Sieg. Schnell war die Führung zweistellig über das 15:2 (Minute 5) bis hin zum 27:4 (Minute 12) angewachsen und die Marschrichtung klar. Den deutschen Coaches bot sich somit schon frühzeitig die Möglichkeit, in ihren Line-Ups zu rotieren und allen Spielerinnen entsprechend Spielzeit einzuräumen. Die Verantwortung in der Offensive verteilte das Team Germany immer wieder schön auf mehreren Schultern, sodass sich fast alle Spielerinnen mit verdienten Punkten in die Scorerliste eintragen konnten. Zwar bot man der Türkei nun auch etwas mehr Chancen in der Defense, doch sollte dies keinen Zweifel mehr am schlussendlichen 57:21 Erfolg der ING Diba Korbjägerinnen aufkommen lassen. 

Auch im folgenden Spiel gegen Frankreich blieben die Damen ungeschlagen. Dabei drückte das Team Germany ab Minute eins der Partie seinen Stempel auf und übernahm die Regie auf dem Parkett. Eine gute Arbeit in der Verteidigung ließ nur wenig effektive Chancen für das Team aus Frankreich zu. Nach dem Seitenwechsel behielten die deutschen Damen weiterhin die Fäden in der Hand. Zwar stellte die Equipe Tricolore jetzt auf eine aggressive Pressverteidigung um, doch diese wussten die ING Diba Korbjägerinnen gekonnt zu umfahren und sich weiter über das 42:25 (Minute 24) bis hin zum Endstand von 74:39 abzusetzen und sicherte sich damit die direkte Halbfinalteilnahme. „Wir haben nicht damit gerechnet, in dieser Höhe zu gewinnen. Zum ersten Mal haben wir unseren Gameplan auch durchgezogen und umgesetzt und wirklich diszipliniert gespielt. Das war wieder eine super Teamleistung. Ich bin sehr stolz, dass wir jetzt mindestens als Gruppenzweiter ins Halbfinale gehen", berichtete Martin Otto nach der Partie.

Im letzten Gruppenspiel gegen die Dauerrivalen aus der Niederlande holten die deutschen Damen noch einmal alles aus sich heraus. Ab der ersten Minute der Partie an hatten die deutschen Damen gegen eine aggressive Ganzfeldpresse der Holländerinnen anzukämpfen, gegen die Martin Ottos Schützlinge aber gut zu arbeiten wusste. Durch eine selbst gut stehende Verteidigung bauten die Damen einen ersten kleinen Vorsprung von 27:25 bis zur Halbzeit auf. 

Auch im dritten Viertel trotzen die deutschen Damen den starken Holländerinnen und kämpften sich erneut nach einem vier Punkte Rückstand über das 37:37 (Min 27) mit sehenswerten Aktionen zurück zum Ausgleich. Beim Stand von 41:41 mit Beginn der letzten zehn Minuten sollte sich ein wahrer Schlusskrimi entwickeln, in dem das Team Germany nun die Regie übernahm und sich über das 46:41 (Min 31) zunächst ein wenig Luft verschaffte. Ein letztes Aufbäumen der Oranje mit dem 50:50 (Min 35) ließ die lautstarke Fangemeinde nochmals den Atem anhalten. Doch mit einem 11:5 Schlusslauf hatten die deutschen Damen die passende Antwort parat und sichern sich mit einer erneut starken Teamleistung nicht nur den 61:55 Erfolg, sondern auch den Gruppensieg der Vorrunde.

„Respekt vor dieser Teamleistung meiner Mannschaft. Sie haben sich sehr gut an den Matchplan gehalten. Das ist ein echter Überraschungs-Erfolg. Trotzdem sind die Niederlande für mich weiterhin klarer Titelfavorit. Wir hatten Glück, dass die großen 4,5 Punkte Spielerinnen sehr früh hoch Foul belastet waren. Jetzt gilt es, die Mannschaft wieder auf den Boden zu bekommen. Das Halbfinalspiel gegen Frankreich wird sehr gefährlich, denn die können uns genauso schlagen. Das wird die große Kunst und schwere Aufgabe sein, die Mannschaft auf dieses Spiel vorzubereiten“, resümierte ein glücklicher Martin Otto nach der Schlusssirene.

Quelle: Tanja Feddersen