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Die Paralympics 2020 im Visier

Bei der Para Radsport-WM in Rio auf der Bahn fährt das deutsche Team um die ersten Qualifikationspunkte für Tokio 2020

Kai-Kristian Kruse und Stefan Nimke
Kai-Kristian Kruse und Stefan Nimke © Oliver Kremer / DBS

Mit einem kleinen aber sehr erfahrenen Team reist Bundestrainer Patrick Kromer zu den Para Radsport-Weltmeisterschaften auf der Bahn vom 22. bis 25. März nach Rio de Janeiro. Für vier der fünf Athleten ist die WM eine Rückkehr an eine bekannte Wettkampfstätte. Nachdem 2016 dort die Paralympischen Spiele stattgefunden haben, liegt in Rio erneut der Fokus auf den Paralympics: Diesmal sollen die ersten Qualifikationspunkte für die Spiele in Tokio 2020 gesammelt werden.

Während sich der Großteil der Para Radsport-Nationalmannschaft im Trainingslager auf Mallorca auf die Straßen-Saison vorbereitet hat, trainierten Denise Schindler, Erich Winkler, Matthias Schindler sowie der sehbehinderte Kai-Kristian Kruse und sein Pilot, Olympia-Sieger Stefan Nimke, intensiv in Frankfurt Oder für die Bahn-WM in Rio. „In Frankfurt Oder ist eine der wenigen Bahnradstrecken in Deutschland, die uns optimale Bedingungen für die Vorbereitung bietet. Mein Co-Trainer Jan Ratzke hat die Tage genutzt, um mit den Athleten intensiv zu arbeiten“, berichtet der Bundestrainer.

Bei der WM in der brasilianischen Metropole können die ersten Punkte für die Qualifikation zu den Paralympischen Spielen 2020 in Tokio gesammelt werden. Viele dieser Möglichkeiten gibt es nicht, auch wenn es bis zu den Paralympics noch gut zweieinhalb Jahre sind. „Auf der Bahn ist die Anzahl der Wettkämpfe sehr überschaubar, ebenso übrigens bei den Radsportlern ohne Behinderung. Dadurch ist es sehr schwer, Wettkampfpraxis zu sammeln und die Trainingsmotivation hoch zu halten“, sagt Kromer.

Gerade deshalb sei es für die deutschen Athletinnen und Athleten in Rio das Ziel, in möglichst vielen Disziplinen unter die besten Zehn zu fahren und somit möglichst viele Punkte zu ergattern. „Der Fokus in Brasilien liegt auf den Qualifikationspunkten. Klar liebäugeln wir auch mit zwei bis drei Medaillen, aber in Nationen wie England, Australien oder den Niederladen sind die Sportler rein auf die Bahn spezialisiert und haben dadurch einen ganz anderen Trainingsstandard“, fasst Kromer die Ziele für die WM zusammen.

Die Bahn in Rio weckt bei den deutschen Starterinnen und Startern Erinnerungen an Erfolge und einzigartige Geschichten. Kai-Kristian Kruse, der bei den Paralympics in London 2012 noch im Rudern gestartet war, und sein Pilot Stefan Nimke gewannen bei ihren ersten gemeinsamen Paralympics Bronze im Zeitfahren. Erich Winkler hatte bei den Spielen Glück im Unglück. Über 3000 Meter war er auf Medaillenkurs, bis kurz vor dem Ziel seine Prothese aus der Pedale rutschte, er einen Sturz knapp verhinderte und das Rennen somit für ihn gelaufen war. Doch die Kampfrichter entschieden, dass Winkler nach diesem Missgeschick erneut starten durfte. Jedoch ohne Happy End: Der erste Durchgang lag dem 49-Jährigen noch schwer in den Beinen und er verpasste trotz persönlicher Bestzeit hauchdünn mit Platz vier das Podest.

Mit neuen Rädern zur WM

Passend zur WM wurden Denise Schindler und Erich Winkler mit neuen Bahnrädern vom Institut für Forschung und Entwicklung von Sportgeräten (FES) ausgestattet. „Das ist ein absolutes Upgrade! Gerade auf der Bahn, wo manchmal nur hundertstel entscheiden und die Aerodynamik eine entscheidende Rolle spielt, ist das passende Material wichtig. Mit den zwei neuen Rädern des FES ist nun fast unser komplettes Bahn-Team ausgestattet“, freut der Bundestrainer sich über die neuen Sportgeräte.