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Mit neuen Gesichtern und hungrigem Team zur EM

Para Judo: Ein zehnköpfiges Team aus jungen und erfahrenen Athleten geht für Deutschland bei den Wettkämpfen in England auf die Matte

Nikolai Kornhaß
Nikolai Kornhaß (weißer Anzug) bei den Paralympics in Rio © Oliver Kremer/DBS

Die einen sind routiniert und erfahren und wollen ihre Erfolgsbilanzen ausbauen, die anderen sind jung und hungrig und möchten sich auf internationaler Bühne beweisen: Mit einem zehnköpfigen Team aus jungen und erfahrenen Athletinnen und Athleten hat Cheftrainerin Carmen Bruckmann die Reise zu den Para-Judo-Europameisterschaften angetreten, die vom 4. bis 6. August 2017 im britischen Wolverhampton stattfinden.

Mit dabei sind sowohl die Medaillengewinner von Rio 2016, die Zwillingsschwestern Carmen und Ramona Brussig sowie Nikolai Kornhaß, als auch neue Gesichter. So feiern gleich vier Sportler bei der EM ihr internationales Debüt – und damit fast die Hälfte des Teams. „Ein Jahr nach den Paralympics bietet es sich an, die Nationalmannschaft neu aufzustellen. Es ist erfreulich, dass einige neue und junge Athleten dabei sind, das macht richtig Spaß“, sagt Carmen Bruckmann und stellt direkt klar: „Sie sind leistungsbereit und sie sind willig. Sie sind mitgekommen, weil sie sich richtig gut entwickelt haben und sich auf dem erforderlichen Niveau bewegen.“ Wunderdinge könne man freilich nicht erwarten, vielmehr gehe es darum, wichtige Erfahrungen zu sammeln. „Das ist gerade in einem Zweikampfsport wie Judo von großer Bedeutung“, betont Bruckmann.

Das Debütanten-Quartett kommt von der SSG Blista Marburg. Jüngster Teilnehmer ist Daniel-Rafael Goral mit 17 Jahren, der in diesem Jahr als sehbehinderter Athlet bei den deutschen Meisterschaften U18 der Judoka ohne Behinderung mit Platz sieben aufhorchen ließ. „Das war eine Top-Leistung. Daniels Entwicklung ist sehr erfreulich, er hat für sein Alter bereits ein richtig gutes Niveau“, sagt die Cheftrainerin. Die weiteren Neulinge aus Marburg: Tim Meiss, Schugga Nashwan und Tulga Demirel.

Perspektivisch würde dieses Quartett sicher gerne den Weg von Nikolai Kornhaß einschlagen. Der 24-Jährige schaffte es 2016 zu den Paralympics nach Rio – und gewann dort direkt Bronze. Anschließend rückte sein Studium in den Vordergrund und er gab an der Uni so viel Gas wie zuvor auf der Matte. Denn: Auf die Spiele in Tokio 2020 will er sich wieder genauso intensiv vorbereiten können und erneut für Furore sorgen. Die Paralympics in drei Jahren haben auch die Brussig-Zwillinge im Visier. Die beiden 40-Jährigen sind nach Doppel-Gold 2012 und Doppel-Silber 2016 noch nicht satt und wollen nicht nur bei der EM in Wolverhampton wieder eine Medaille gewinnen. „Die beiden werden mit ihrer ganzen Routine in die Wettkämpfe gehen und wollen sowohl jetzt als auch in Tokio wieder angreifen“, betont Carmen Bruckmann. Die Vorbereitung dafür hat schon längst begonnen. Das unterstreicht auch der geplante sechsmonatige Trainingsaufenthalt in Japan im Anschluss an die EM.

Neben den drei Medaillengewinnern von Rio hofft Marc Milano auf eine Überraschung. Der 24-Jährige ist zuletzt endlich verletzungsfrei geblieben und hat in seiner Entwicklung einen weiteren Sprung nach vorne gemacht. „Marc trainiert professionell und will es jetzt wissen“, sagt Cheftrainerin Bruckmann. Nach den Einzeln am Freitag und Samstag hofft Deutschland auch noch auf eine Medaille in den Teamwettkämpfen zum Abschluss am Sonntag.

Das deutsche Aufgebot im Überblick: Carmen Brussig (40 / Leipzig / PSV Schwerin), Ramona Brussig (40 / Leipzig / PSV Schwerin), Tulga Demirel (20 / Istanbul / SSG Blista Marburg), Daniel-Rafael Goral (17 / Hamburg / SSG Blista Marburg), Sebastian Junk (33 / Trier / 1. Mannheimer JC), Nikolai Kornhaß (24 / Augsburg / 1. Mannheimer JC), Tim Meiss (19 / Duisburg / SSG Blista Marburg), Marc Milano (24 / Volkmarsen (Hessen) / 1. Mannheimer JC),  Schugga Nashwan (19 / Sanaa (Jemen) / SSG Blista Marburg), Oliver Upmann (29 / Ibbenbüren (NRW) / 1. Mannheimer JC).