Inklusion

Wie im Unterpunkt Breitensport beschrieben wurde, machen Bewegung, Spiel und Sport Spaß, stärken das Selbstbewusstsein, fördern die Gesundheit und begeistern alle Teilnehmenden. Soziale Herkunft, Geschlecht und Alter spielen dabei keine Rolle. Sport ist ideal geeignet, um für das Thema Inklusion Aufmerksamkeit zu schaffen und diese in die Breite zu tragen.
Der Begriff Inklusion stammt vom lateinischen Wort „inclusio“ ab, das „Einschließen“, „Einfügen“, „Hineingeben“ oder auch „Einlassen“ bedeutet.
Im Zusammenhang mit Menschen mit Behinderung ist der Begriff eng mit dem „Übereinkommen über die Rechte von Menschen mit Behinderungen“ (UN Behindertenrechtskonvention) verbunden, welches im Dezember 2006 durch die Generalversammlung der Vereinten Nationen verabschiedet wurde und am 26. März 2009 in der Bundesrepublik Deutschland in Kraft trat.

„Zweck dieses Übereinkommens ist es, den vollen und gleichberechtigten Genuss aller Menschenrechte und Grundfreiheiten durch alle Menschen mit Behinderung zu fördern, zu schützen und zu gewährleisten und die Achtung der ihnen innewohnenden Würde zu fördern. Zu den Menschen mit Behinderung zählen Menschen, die langfristige körperliche, seelische, geistige oder Sinnesbeeinträchtigungen haben, welche sie in der Wechselwirkung mit verschiedenen Barrieren an der vollen, wirksamen und gleichberechtigten Teilhabe an der Gesellschaft hindern können“ (Übereinkommen über die Rechte von Menschen mit Behinderungen vom 13. Dezember 2006, Artikel 1).

Der Leitgedanke der UN-Konvention ist Inklusion: Menschen mit Behinderung müssen sich nicht vorwiegend an die Umweltbedingungen anpassen, sondern die Umwelt muss sich so verändern, dass alle Menschen teilhaben können und niemand ausgeschlossen bleibt. So werden insbesondere öffentliche Institutionen und Organisationen durch die UN-Konvention rechtlich verpflichtet, Voraussetzungen für eine selbstbestimmte und gleichberechtigte Teilhabe von Menschen mit Behinderung in allen Bereichen des gesellschaftlichen Lebens zu schaffen und nach und nach Barrieren aller Art abzubauen.

Inklusion im und durch Sport

Der DBS konzentriert das Thema Inklusion und Sport auf Menschen mit bzw. mit drohender Behinderung sowie chronischer Erkrankung. Dabei wird oft missverstanden: Es geht nicht darum, dass alle ständig alles zusammen machen müssen. Bei der Inklusion geht es um ein Wunsch- und Wahlrecht. Ziel ist, von Anfang an eine selbstbestimmte und gleichberechtige Teilhabe für Menschen mit Behinderung zu ermöglichen. Nur so kann sich entschieden werden: für ein behinderungsspezifisches Bewegungs-, Spiel- und Sportangebot oder für ein Angebot, das für Menschen mit und ohne Behinderung offen ist (vgl. DBS, 2014).
Der organisierte Sport ist geeignet, für das Thema zu sensibilisieren und inklusive Prozesse zu initiieren. Menschen mit Behinderung, die sportlich aktiv sind, erleben mehr Akzeptanz und treten selbstsicherer in der Gesellschaft auf. Zudem leisten Sport und Bewegung anerkannte Beiträge zur Bildung und Gesundheitsförderung aller Menschen. Damit wird echte, selbstbestimmte Teilhabe sichergestellt und aufgezeigt, dass Sport einen wesentlichen Beitrag im Sinne der UN-Behindertenrechtskonvention leisten kann. Vor allem können die individuellen Fähigkeiten und Fertigkeiten von Menschen mit Behinderung durch den Sport verdeutlicht werden, was die Akzeptanz der gleichberechtigten Teilhabe fördert und zu einer Bewusstseinsbildung in der Gesellschaft beiträgt (vgl. AHK São Paulo, 2015).
Neben der Teilnahme an behinderungsspezifischen bzw. offenen Angeboten geht es um Partizipation am gesellschaftlichen Leben – mitsprechen, mitmachen und mitbestimmen in den Strukturen des organisierten Sports auf haupt- und ehrenamtlicher Ebene.
Wesentliches Merkmal behinderungsspezifischer Angebote bilden einerseits behinderungsspezifische Formen von Bewegung, Spiel und Sport (z. B. Blindenfußball oder Rollstuhlbasketball), andererseits aber auch ergänzende medizinisch-rehabilitative Maßnahmen für verschiedene Indikationen im Rahmen des Rehabilitationssports (Leichtathletik, Schwimmen, Gymnastik, Bewegungsspiele in Gruppen). Alle Angebote werden in entsprechenden Gruppen und in geeigneten Übungsstätten von qualifizierten Übungsleiter/innen mit behinderungs- bzw. indikationsspezifischer Ausbildung betreut. Beim inklusiven Sport werden die Angebote für verschiedene Zielgruppen grundsätzlich so angepasst bzw. von Anfang an so gestaltet, dass alle gemeinsam teilhaben können. Inklusion und Behindertensport schließen sich dabei nicht aus. Auch die Behindertensportarten schaffen Inklusion im und durch Sport und können geöffnet und somit inklusiv durchgeführt werden (z. B. Rollstuhlbasketball, Sitzvolleyball, Blindenfußball, Goalball etc.). Hierdurch nehmen diese Sportarten an Bekanntheit, Attraktivität und Interesse zu.

Chancen und Grenzen – Der Breitensport als Möglichkeit für Inklusion

Der organisiere Sport versammelt eine Vielzahl an Sportvereinen und Mitgliedern. Leider ist es noch häufig so, dass die Teilhabe am Sport von Menschen mit Behinderung im Vergleich zu Menschen ohne Behinderung deutlich geringer ist. Andererseits möchten Menschen mit Behinderung in gleichem Maße am Sportsystem teilhaben (vgl. Becker & Anneken, 2013). Es besteht demnach die Notwendigkeit, Inklusion auch dadurch auf den Weg zu bringen, indem mehr wohnortnahe Angebote geschaffen werden, die eine Teilhabe am Sport ermöglichen.
Hierzu eignet sich der Breiten- und Freizeitsport besonders. Breiten- und freizeitsportliche Angebote – insbesondere Spiel- und Sportfeste oder Familiensportangebote – bieten eine tolle Möglichkeit, viele Menschen zusammenzubringen. Unabhängig, ob Menschen an Spiel- und Sportfesten, breitensportorientierten Individual- (z. B. Schwimmen, Leichtathletik) oder Mannschaftssportarten (z. B. Fußball, Handball, Basketball) teilnehmen, viele Menschen haben eines gemeinsam: Sie wollen sich bewegen, spielen und sportlich aktiv sein.
Um möglichst viele Projekte voranzutreiben oder neue Ideen zu verwirklichen, sind vor allem die Vereine und Verbände mit ihren haupt- und ehrenamtlichen Mitarbeiter/innen, Übungsleiter/innen, Trainer/innen und Mitgliedern gefragt. Das vorliegende Handbuch Breitensport soll dabei als Praxisleitfaden dienen.

Index für Inklusion im und durch Sport

Der Index für Inklusion im und durch Sport ist ein Wegweiser zur Förderung der Vielfalt im organisierten Sport in Deutschland. Er wurde vom DBS in Zusammenarbeit mit Fachleuten unterschiedlicher Institutionen innerhalb und außerhalb des organisierten Behindertensports entwickelt. Der Index orientiert sich am ersten deutschsprachigen „Index für Inklusion – Lernen und Teilhabe in der Schule der Vielfalt entwickeln“, der von Ines Boban und Prof. Dr. Andreas Hinz von der Martin-Luther-Universität Halle-Wittenberg, auf Basis des englischen Index von Tony Booth und Mel Ainscow, herausgegeben wurde. Die Entwicklung dieses Wegweisers wurde durch das Bundesministerium für Arbeit und Soziales (BMAS) gefördert. Der Index verfolgt die folgenden Ziele:

  • Wegweiser für alle Personen und Ebenen, die inklusive Prozesse im Sport initiieren möchten
  • Förderung des Auf- bzw. Ausbaues einer inklusiven Sportlandschaft
  • Orientierungshilfe über und Sensibilisierung für Inklusion im und durch Sport
  • Förderung der Selbstbestimmung, Partizipation und Gleichberechtigung im organisierten Sport

Dabei ist der Index für alle Personen von Sportverbänden und –vereinen bzw. Einrichtungen/Institutionen außerhalb des organisierten Sports interessant, die ihre Kulturen, Strukturen und Praktiken inklusiv gestalten (wollen) und deren Chancen nutzen möchten.

Weitere Informationen

Es gibt zahlreiche Maßnahmen und Projekte, die teilweise schon seit Jahrzehnten den Gedanken der Inklusion im Sport umsetzen. Eine Übersicht der zahlreichen Aktivitäten und Vorhaben der Mitgliedsverbände des Deutschen Olympischen Sportbundes (DOSB) werden im Internet transparent dargestellt.
Link: https://www.dosb.de/de/inklusion/mitgliedsorganisationen/

Der „Index für Inklusion im und durch Sport“, der vom DBS mit verschiedenen Partnern erarbeitet und vom Bundesministerium für Arbeit und Soziales (BMAS) gefördert wurde, stellt ein wichtiges Dokument zu dieser Thematik dar. Der Index steht auf der Homepage des DBS zum Download bereit.
Link: http://www.dbs-npc.de/sport-index-fuer-inklusion.html

Ein konkretes Sportangebot für Menschen mit Behinderung ist das Deutsche Sportabzeichen. Diese Auszeichnung ist sehr gut dazu geeignet, Menschen mit und ohne Behinderung beim Sport zu verbinden. Ihre Erfolge sind gemeinsame Erfolge. Weitere Informationen zum Deutschen Sportabzeichen für Menschen mit Behinderung finden sich im Handbuch Breitensport unter der Rubrik „Exkurs: Deutsches Sportabzeichen für Menschen mit Behinderung“ und im Internet.
Link: http://www.dbs-npc.de/sportentwicklung-breitensport-deutsches-sportabzeichen.html

Eine Auswahl weiterer Maßnahmen und Projekte des Deutschen Behindertensportverbandes sowie seiner Landes- und Fachverbände findet sich ebenfalls auf der DBS-Homepage.
Link: http://www.dbs-npc.de/inklusionsprojekte.html

Das 1. Deutsch-Brasilianisches Inklusions-Handbuch stellt die Situation der Inklusion in den Bereichen Mobilität, Bildung, Arbeit, Kultur und Sport in Deutschland und Brasilien dar.
Deutsch-Brasilianische Industrie- und Handelskammer (Hrsg.) (2015). 1. Deutsch-Brasilianisches Inklusions-Handbuch. Vielfalt leben.
Link: http://www.incluso.com.br/de/

Das „Übereinkommen über die Rechte von Menschen mit Behinderungen“ ist ein Menschenrechtsübereinkommen der Vereinten Nationen, das am 13. Dezember 2006 von der Generalversammlung der Vereinten Nationen beschlossen wurde und am 3. Mai 2008 in Kraft trat.
Die UN-Behindertenrechtskonvention beinhaltet eine Vielzahl spezieller, auf die Lebenssituation behinderter Menschen abgestimmte, Regelungen. Im Internet wird die UN-Behindertenrechts-konvention näher vorgestellt. Sie steht auch in Leichter Sprache zum Download bereit.
Link: https://www.behindertenrechtskonvention.info/
Quelle: Bundesgesetzblatt (BGBL) 2008 II, S. 1419

Die Bundesregierung nimmt die Aufforderung der UN-Behindertenrechtskonvention an, den gleichberechtigten Zugang für Menschen mit Behinderungen zu den in der UN-Behindertenrechtskonvention genannten Rechten stetig zu verbessern. Dazu wurde der Nationale Aktionsplan erstellt.
Link: http://www.bmas.de/DE/Service/Medien/Publikationen/a740-aktionsplan-bundesregierung.html

Die Positionspapiere des Deutschen Behindertensportverbandes und des Deutschen Gehörlosen-Sportverbandes e.V. (DGSV) sind ebenfalls im Internet zu finden.
Link DBS: http://www.dbs-npc.de/dbs-downloads.html
Link DGSV: http://www.dg-sv.de/newspage.php?newsid=1136&styles=s

Inklusionslandkarte. Mitmachen: Projekte und Experten einstellen
Link: https://www.inklusionslandkarte.de/IKL/Startseite/Startseite_node.html

Literatur

  • Becker, F. & Anneken, V. (2013). Herausforderungen an eine inklusive Sportlandschaft – Ergebnisse einer Befragung von Sportvereinen im Rheinland zu Chancen, Grenzen und Bedarf. In V. Anneken (Hrsg.) (2013), Inklusion durch Sport – Forschung für Menschen mit Behinderungen (S. 83-104). Köln: Strauß.