Breitensport

Im Breitensport von Menschen mit Behinderung stehen Spaß an Bewegung, Spiel und Sport sowie die Begegnungen und Gemeinschaftserlebnisse in den Vereinen im Vordergrund. Dabei wird durch die vielfältigen sportlichen Aktivitäten die Leistungsfähigkeit des/der Einzelnen erhalten und gestärkt. Neben den gesundheitsfördernden Aspekten stehen auch die psychosozialen Wirkungen des Sports im Fokus des Breitensports. Die Stärkung des Selbstbewusstseins und die sozialen Kontakte wirken dabei positiv auf die Integration von Menschen mit Behinderung (DBS-Positionspapier, 2009, S. 3).

Verschiedene Ballsportarten (z. B. Sitzvolleyball, Fußball, Rollstuhlbasketball), aber auch Tischtennis und Tennis sowie Leichtathletik, Radfahren und Schwimmen sind klassische Breitensportangebote, die sich auch im nichtbehinderten Bereich großer Beliebtheit erfreuen. Daneben werden aber auch Fun- und Trendsportarten im Rahmen von Spiel- und Sportfesten auf die verschiedensten Arten von Behinderungen angepasst und angeboten. Dabei sind Leistungsvergleiche durchaus inbegriffen, wobei nicht die absolute Spitzenleistung im Vordergrund steht, sondern das gemeinsame Sporttreiben.

Der Breitensport knüpft zum einen im Sinne eines lebensbegleitenden und nachhaltigen Sporttreibens an den Rehabilitationssport an und kann zum anderen ein Sprungbrett in den Leistungssport bedeuten. Schwerpunkte in der breitensportlichen Arbeit des DBS stellen das Deutsche Sportabzeichen für Menschen mit Behinderung, das alle zwei Jahre stattfindende Bundesseniorensportfest, sowie die Erstellung und Koordinierung bundeseinheitlicher Richtlinien für die Vereine, Verbände und seiner Mitglieder dar.

Neben dem Breitensport werden Bewegung, Spiel und Sport auch in der Prävention als Mittel im Rahmen einer umfassenden vorbeugenden und gesundheitsfördernden Maßnahme zum Schutz vor dem Eintritt und der Verschlimmerung einer Behinderung oder chronischen Erkrankung eingesetzt. Im Fokus des Präventionssports von Menschen mit Behinderung stehen die Stärkung der Gesundheit, der Erhalt der Mobilität sowie die Verhinderung eines wiederholten oder neuen Auftretens von Erkrankungen. Hierbei wirkt der Sport ganzheitlich und unterstützt dabei die Teilhabe von Menschen mit Behinderung am gesellschaftlichen Leben (vgl. DBS-Positionspapier, 2009).

Positive Effekte des Sports

Viele Menschen mit Behinderung oder mit einer chronischen Erkrankung weisen, unabhängig von der Art der Behinderung, eine ausgeprägte, körperliche Inaktivität auf. Dies kann unter anderem mit einer Insulinresistenz, Diabetes mellitus, Fettstoffwechselstörungen, Übergewicht, Herz-Kreislauf-Erkrankungen, Osteoporose und Erkrankungen der Bewegungsorgane, sowie einer geminderten körperlichen Leistungsfähigkeit verbunden sein. Bewegungsmangel und fehlende körperliche Aktivität können zudem zu unterschiedlichen behinderungsspezifischen Einschränkungen führen. Dazu zählen Einschränkungen der koordinativen Fähigkeiten und der Mobilität bei Sehbehinderung und Blindheit oder der Körperwahrnehmung und des Selbstvertrauens bei geistiger oder seelischer Behinderung (vgl. Kapustin, 2001; Panagiotis, 2001; Scheid, 2002; Schmid, Huber, Marschner & Zimmer, 2004).
Aufgrund dessen ist eine regelmäßige körperliche Aktivität für Menschen mit Behinderung im Rahmen des Breitensports, aber auch im Rehabilitations-, Präventions- und Leistungssport, immer wichtig und ratsam. Dazu werden nachfolgend einige positive Effekte des Sports bei Menschen mit Behinderung aufgeführt.

Physische Effekte

Bewegung, Spiel und Sport haben eine positive Wirkung auf die körperliche Fitness und die motorischen Fähig- und Fertigkeiten von Menschen mit und ohne Behinderung. Bei Menschen mit Behinderung können diese Verbesserungen eine erhöhte Leistungsfähigkeit der alltäglichen, beruflichen oder sportlichen Aktivitäten mit sich bringen oder eine Voraussetzung für eine gesteigerte Mobilität und damit verbundener Autonomie sein. Durch die gestärkten individuellen körperlichen Ressourcen wird eine gesteigerte Teilhabe in wesentlichen Bereichen des Lebens in der Gesellschaft positiv beeinflusst (vgl. Abel, Platen & Rojas Vega, 2008; Abel, 2002; Anneken, 2009; Rimmer, Heller, Wang et al., 2004; Rimmer, 2001; Schmidt & Berg, 2003; Tran, 2005).

Psychosoziale Effekte

Regelmäßige Bewegung verändert bzw. steigert nicht nur die Motivations- und Konzentrationsfähigkeit, sondern sorgt zudem für ein gesteigertes Selbstkonzept und eine positive Selbstwahrnehmung (vgl. Theiß, 2005; Wegner, 2001). Daraus ergeben sich bessere Voraussetzungen, sich in verschiedenen Teilhabebereichen inklusiv einbringen zu können. Als wichtige Teilhabebereiche sind neben der Familie (z. B. Erleichterung der Pflege), die Freizeit, das soziale Umfeld, sowie das Berufsleben zu nennen (vgl. Scheuer, Anneken, Richarz et al., 2009). Auch die individuelle Lebensqualität kann durch Bewegung, Spiel und Sport nachhaltig gefördert werden (vgl. Anneken, 2009; BAG für Rehabilitation, 2008; Schüle, 1996; Tasiemski, Kennedy, Gardne et al., 2005; Wegner, Pochstein & Pfeifer, 2006).

Zusammenfassung und Übersicht der positiven Effekten von Bewegung, Spiel und Sport

Physische Auswirkungen

  • Steigerung der Leistungsfähigkeit des Herz-Kreislaufsystems
  • Verbesserung der konditionellen Fähigkeiten
  • Verbesserung der Motorik und Sensorik
  • Steigerung der Mobilität und Autonomie
  • Stabilität der Muskulatur und der Gelenke
  • Abbau von Stresshormonen

Psychosoziale Auswirkungen

  • Stärkung der Psyche durch Gruppenerlebnisse
  • Verbesserung der Lebensqualität
  • Verbesserung der Motivations- und Konzentrationsfähigkeit
  • Steigerung des Selbstkonzepts und der positiven Selbstwahrnehmung
  • Verbesserung der sozialen Teilhabe

Im Rahmen des Freizeit- und Breitensportes werden zahlreiche unterschiedliche Sportarten angeboten. Bei der Auswahl der Sportart müssen die Funktionseinschränkungen unter körperlicher Belastung durch die Behinderung und das Belastungsprofil der jeweiligen Sportart berücksichtigt werden (vgl. Schmid, Huber, Marschner & Zimmer, 2004).

Weitere Informationen

Auf der Homepage des Deutsche Behindertensportverbandes (DBS) können Sie sich weiter über die Vielfalt des Sports für Menschen mit Behinderung informieren (www.dbs-npc.de).

Weitere Informationen zu der Mitgliederbestandserhebungen der letzten Jahre und der allgemeinen Mitgliederentwicklung seit 1951, sowie das DBS-Positionspapier sind unter dem Reiter DBS – Downloads zu finden (www.dbs-npc.de/dbs-downloads.html).

Literatur

  • Abel, T. (2002). Energetische und leistungsphysiologische Untersuchungen im Rollstuhlsport unter besonderer Berücksichtigung präventivmedizinischer Aspekte [Dissertation]. Köln: Deutsche Sporthochschule Köln.
  • Abel, T., Platen, P., Rojas Vega, S. et al. (2008). Energy expenditure in ball games for wheelchair us Spinal Cord, 46, 785-790.
  • Anneken, V. (2009). Behindertensport ist Teilhabe. Stuttgart: Hippokrates Verlag.
  • Bundesarbeitsgemeinschaft für Rehabilitation (2008). ICF Praxisleitfaden 2. Frankfurt am Main.
  • Kapustin, P. (2001). Bewegung und Sport bei schwer- und mehrfachbehinderten Menschen. Aachen: Meyer & Meyer.
  • Panagiotis, V. (2001). Behinderung, Bewegung, Identität. Butzbach-Griedel: Afra Verlag.
  • Rimmer, J. H., Heller, T., Wang, E. et al. (2004). Im­prove­ments in physical fitness in adults with down syndrome.American Journal on Mental Retardation, 109(2), 165-174.
  • Rimmer, J. H. (2001). Physical fitness levels of persons with cerebral palsy.Developmental Medicine & Child Neurology, 43, 208-212.
  • Scheid, V. (2002). Facetten des Sports behinderter Menschen. Aachen: Meyer & Meyer.
  • Scheuer, T., Anneken, V., Richarz, P. et al. (2009). Zusammenhang von beruflicher Teilhabe, Rollstuhlmobilität und sportlicher Aktivität bei erworbener Tetraplegie. In: Abstract-Band der 22. Jahrestagung der Deutschsprachigen Medizinischen Gesellschaft für Paraplegie, 13.Mai 2009 in Halle/Saale, 73. Gera: Druckhaus Gera.
  • Schmid, A., Huber, G., Marschner, J. & Zimmer, M. (2004). Medizinische Aspekte im Behindertensport. Deutsches Ärzteblatt, 101, 31-32.
  • Schmid, A. & Berg, A. (2003). Behindertensport und Sportmedizin: Internistische Aspekte. Deutsche Zeitschrift für Sportmedizin, 54, 342-346.
  • Schüle, K. (1996). Sporttherapie und Rehabilitationssport – eine gesundheitspolitische Aufgabe der Rehabilitation. Die Rehabilitation, 35, 23-28.
  • Tasiemski, T., Kennedy, P., Gardner, B. P. et al. (2005). The association of sports and physical re­creation with life satisfaction in a com­munity sample of people with spinal cord ­
    Neurorehabilitation, 20(4), 253-265.
  • Theiß, D. (2005). Selbstwahrgenommene Kompetenz und soziale Akzeptanz bei Personen mit geistiger Behinderung. Bad Heilbrunn: Klinkhardt.
  • Tran, Q. T. (2005).Cerebral Palsy: Consideration for Training. National Strength and Conditioning Association, 27(6), 34-38.
  • Wegner, M. (2001). Sport und Behinderung. Schorndorf: Hofmann.
  • Wegner, M., Pochstein, F. & Pfeifer, K. (Hrsg.) (2006). Rehabilitation: Zwischen Bewegungstherapie und Behindertensport. Jahrestagung der dvs-Kommission Gesundheit vom 21.-22. September 2006 in Kassel. Schriften der Deutschen Vereinigung für Sportwissenschaft (Bd. 172). Hamburg: Czwalina.